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Bauarbeiten im NSG Borghorster Elbwiesen

Borghorster Elbwiesen, durchbaggert für Strassenbau
Wo noch vor Kurzem Schafe, Feldlerchen und Biber lebten, findet jetzt Straßenbau statt: Borghorster Elbwiesen vom Altengammer Campingplatz aus gesehen. Links der Hauptdeich, rechts im Hintergrund der Schleusenleitdamm.
Ende Juni haben im Naturschutzgebiet (NSG) „Borghorster Elbwiesen“ Erdarbeiten begonnen. Nachdem Ende Februar Bäume und Gebüsch im Bereich des Altengammer Hafens und auf dem Leitdamm weichen mussten, schreitet das Vorhaben „Ausgleichsfläche für das wegen der Ansiedlung des Industrie- und Rüstungsunternehmens Airbus/EADS zerstörte NSG Mühlenberger Loch/Neßsand“ voran. Vorgesehen ist hier die Herstellung eines neuen Süßwasserwatts durch Öffnung des Schleusenleitdamms, sodass das Gebiet wieder dem Tide-Einfluss ausgesetzt ist.

Die Bürgerinitiative Escheburg-Vossmoor, der auch Leute aus Altengamme angehören, hatte fast 10 Jahre lang versucht, das Vorhaben abzuwenden, durch das ein Ansteigen des Grundwasserspiegels in den tiefliegenden Gebieten im Vossmoor, Geesthacht und Altengamme droht. Dies gelang nicht, allerdings musste sich die Freie und Hansestadt Hamburg als Vorhabenträgerin verpflichten, ein kombiniertes Schöpf- und Sperrwerk und Drainagen als technische Sicherung zu errichten.

Jetzt wird das erste der insgesamt drei Lose bearbeitet. Los 1 beinhaltet u. a. die Verlegung der Straße „Horster Damm“ auf den Leitdamm und die Herstellung von Süßwasserwatten und einer Randdrainage am Hauptdeich östlich des Kreisels. Die Arbeiten, die jetzt, Anfang Juli, zu beobachten sind, bereiten die Verbindung des neuen Horster Damms zum Hauptdeich direkt östlich des Altengammer Campingplatzes vor. Los 2 sieht die Sanierung der stark mit Quecksilber belasteten Oberböden vor; Los 3 schließlich die Leitdammöffnung mit dem Bau eines Sielbauwerks mit integriertem Schöpfwerk. Die Arbeiten sollen übernächstes Jahr abgeschlossen sein und werden den Lebensraum zahlreicher geschützter Tierarten zerstört haben. Zum Ausgleich soll sich der seltene Schierlingswasserfenchel ansiedeln können.

Das einzigartige NSG Borghorster Elbwiesen wurde von der Hamburger Regierung auserkoren, als Ausgleichsfläche bzw. Kohärenzmaßnahme die skandalöse großflächige Zerstörung des NSG Mühlenberger Lochs zu dienen. Dort war 2000 mit Rückendeckung des damaligen Regierenden Bürgermeisters Voscherau und des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder gegen den Widerstand von Tausenden und ohne Zulassung (die kam erst im Nachhinein) sehr viel Sand in das MüLo geschüttet worden, um darauf das Airbus-Werk zu errichten.

Die zierliche Tellerschnecke und der plumpe Biber

Fraßspuren des Bibers (Castor fiber L.)
Fraßspuren des Bibers (Castor fiber L.) auf den Borghorster Elbwiesen
28.11.2011 | Heiß diskutiertes Thema bei Bergedorfs Politikern ist derzeit wieder die Zierliche Tellerschnecke. Dieses wenige Millimeter große Tier steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten und steht daher unter besonderem Schutz. Geht es nach dem Willen aller Fraktionen im Bezirk ausgenommen die GAL, dann kommt das Projekt »Grüner Logistikpark« an der Autobahnabfahrt Bergedorf zu Fall und die Schnecke, die dort lebt, bleibt unbehelligt. Der entsprechende Antrag der FDP/Piraten-Fraktion wurde kürzlich von der Bezirksversammlung in den Stadtplanungsausschuss verwiesen und die Hoffnung wächst, dass dem Antrag stattgegeben wird, wie die BZ heute schreibt.

Nicht auf der Agenda hingegen scheinen die Bezirkspolitiker der Biber zu haben. Dessen Wohnsitz fällt ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich. Er liegt in den Borghorster Elbwiesen, gar nicht weit entfernt von der Tellerschnecke, das ist seit Jahren bekannt. Der Biber gehört ebenfalls zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten und genießt, jedenfalls auf dem Papier, besonderen Schutz. Auf dem öffentlichen Papier, das es aus der Lokalpolitik zu lesen gibt, kommt der Biber hingegen nicht vor. Obwohl seine Bleibe akut bedroht sein wird, wenn demnächst Baumaschinen anrücken, um die Wiedervernässung der Borghorster Elbwiesen in Angriff zu nehmen.

Die Borghorster Elbwiesen sind Objekt der Begierde für die Hamburgische Wirtschaftsbehörde, die dringend einen Ausgleich für die Airbus-Produktionsstätten auf dem Mühlenberger Loch schaffen muss. Die Bergedorfer Volksvertreter haben sich offiziell das letzte Mal mit dem südöstlichsten Zipfel ihres Bezirks befasst, als im März/April dieses Jahres die Planfeststellungsunterlagen zum Wiedervernässungsprojekt der Elbwiesen öffentlich auslagen. Die Diskussionen drehten sich dabei aber eher um Schafpferche, Treibselpfade und hochwassersichere Radwege. Vom Biber kein Wort, zumindest nicht direkt aus der Politik, zumindest nicht schriftlich fixiert.

Ob der Biber überhaupt Fürsprecher hat, die sich Sorgen machen, dass die massiven Störungen durch die geplanten Baumaßnahmen nächstes Jahr das Tier vertreiben? Das wird sich zeigen, wenn am nächsten Montag (5. Dez. 2011) ab 10 Uhr der Erörterungstermin im Geesthachter Rathaus stattfindet.