Neuer Vorstand bei den Museumsfreunden gewählt
Geschrieben von Carin Schomann amVorstand der »Freunde« (v.l.n.r.): Vorn: Marianne Römmer, Dr. Klaus Daur, Christa Timmermann; hinten: Dr. Olaf Matthes, Wolfgang Riepe, Bardo Metzger, Rolf Heintschl, Harm Reese, Bernd Reinert, Annette Kröger, Heinz Juhre.
Nach einem mehrheitlich abgelehnten Antrag auf geheime Wahl durch ein einzelnes Mitglied wurde die Abstimmung offen durchgeführt. Alle weiteren Frauen und Männer des elfköpfigen Vorstands wurden im Amt bestätigt: Die Beisitzer Dr. Klaus Daur, Wolfgang Riepe und Bardo Metzger, die beiden Rechnungsprüfer Rolf Heintschl und Heinz Juhre, die Rechnungsführerin Christa Timmermann, die Schriftführerin Annette Kröger und ihre Stellvertreterin Marianne Römmer. Den 1. Vorsitzenden Harm Reese wählten die 83 anwesenden Mitglieder mit 9 Gegenstimmen und 14 Enthaltungen wieder. Einziger nicht gewählter, sondern per Statut bestellter Vorstand ist der Museumsleiter, der den 2. Vorsitz macht und zurzeit bekanntlich Dr. Olaf Matthes heißt.
Der Wahl vorangegangen waren regelrecht der Jahresbericht sowie die Entlastungen des Vorstands und der Kassenführung. Frau Timmermann hat die Bücher wie gewohnt akribisch und korrekt geführt, wie die beiden Rechnungsprüfer in dreitägiger Arbeit festgestellt haben. Der Jahresbericht, den Harm Reese vortrug, hatte ein Hauptthema: Die Lösung der Aufgabe, dem Museum endlich zu der gewünschten Selbstbestimmung zu verhelfen und es zu einem Ort von unbehinderter Museumsarbeit zu machen, mit einer auskömmlichen Budgetierung, mit ausreichend Eigenständigkeit und allen nötigen Freiheiten in der Forschung und in der Präsentation nach außen, sprich: Ausstellungen, Publikationen, Marketing und Eventmanagement.
»Bergedorf muss an einem Strang ziehen!«, stellte Reese klar und machte damit die einzige Anspielung dieses Abends auf die Querelen, die den Vorstand im Berichtszeitraum – neben der inhaltlichen Arbeit an einem neuen Museumskonzept – fast vollständig okkupiert haben. Er wünscht sich in Zukunft einen faireren Umgang miteinander und wiederholte die genannten Ziele während der Diskussion mehrfach, die erwiesenermaßen und dem Grunde nach bei allen Bergedorfer Akteuren die selben sind.
Vom aktualisierten Konzept des Bezirksamts, datiert vom 22.06.2012, das inoffiziell schon seit Juli kursierte, hatte jeder Teilnehmer eine Kopie auf seinem Stuhl vorgefunden.[1] Die Diskussion drehte sich an diesem Abend auch fast ausschließlich um den Ausweg aus der aktuell misslichen Situation des Museums, vor allem um finanzielle Aspekte. MdBue Gerhard Lein wollte es konkret wissen und fragte, wie teuer Ausstellungen eigentlich seien, was z.B. die Haase-Ausstellung insgesamt gekostet habe.
Das sei eine schwierige Frage, antwortete Museumsleiter Matthes. Neben den Beträgen, die vom Freundeskreis und ggf. aus weiteren Töpfen (Stiftung, Sonderausstellungsfonds, Bezirksamt, Einzelspenden) beigesteuert worden waren, müssten auch sämtliche Zentralkosten, die in der Stiftung bzw. im Museum für Hamburgische Geschichte angefallen sind, mit einbezogen werden. Das sind die Kosten, die auf verschiedene Kostenstellen verteilt sind und mit dem Verwaltungsprogramm SAP ermittelt werden könnten. Man könnte die Stiftung per Senatsanfrage beauftragen, eine Aufstellung der Kosten zu präsentieren, die jeweils aufgewendet wurden.
Aber darüber hinaus setzten die Stiftung und das Mutterhaus (Museum für Hamburgische Geschichte) wesentlich mehr ein, fuhr Matthes fort: Z.B. das Know-How der Mitarbeiter, u.U. sehr viel an restauratorischen Fähigkeiten, die teilweise auch von Kräften erbracht werden, die keine direkten Kosten verursachen, aber natürlich auch Geld kosten, und so weiter. »Man kann solche Kosten nicht effektiv umlegen, das geht nicht.«, sagte Matthes und erklärte ähnlich gelagerte Schwierigkeiten innerhalb der Stiftung. Durch bestehende Synergien könnten entstandene Kosten nicht in jedem Fall eindeutig einem einzelnen Projekt zugeordnet werden – weil Mitarbeiter parallel und gleichzeitig für unterschiedliche Häuser arbeiten. Die Anteile der Arbeitszeiten der jeweiligen die Mitarbeiter des Museums für Hamburgische Geschichte am Geschäft des MBV seien schlicht und ergreifend nicht klar bezifferbar, sagte Matthes.
»Wir haben eine riesige Maschinerie im Hintergrund, die wir nicht unterschätzen dürfen.«, sagte Matthes. Dies habe er immer wieder versucht zu kommunizieren und dies wisse auch sein Vorgänger: Die Arbeit des Haupthauses macht bis dato einen essentiellen Teil der Bergedorfer Museumsarbeit aus. »Ceterum censeo«, wie der alte Cato wiederholte Matthes seinen schon oft gesagten Satz, »ich bin der Meinung, dass das Museum für Hamburgische Geschichte ein essentieller Teil von Bergedorf, und umgekehrt, dass Bergedorf ein essentieller Teil [des Museums für Hamburgische Geschichte] ist.« Als Mitarbeiter des Museums für Hamburgische Geschichte, die der Museumsleiter des MBV auch ist, machte Matthes klar, dass im Falle der Abtrennung des MBV das ganze Know-How des Mutterhauses für Bergedorf verloren wäre.
Und dann redete Matthes Tacheles: Er sei sich sicher, dass kein Mitarbeiter des Noch-Mutterhauses, selbst wenn er dazu angewiesen wird, die Leistung mit der Leidenschaft bringen würde, wie er das bisher getan hat. Die Begeisterung, mit der die unzähligen Mitarbeiter z.B. bei der Haase-Ausstellung mitgearbeitet haben, weil sie sich mit dieser Aufgabe identifiziert haben, würde wegfallen, wenn das MBV abgetrennt würde. Museumsarbeit sei viel idealistische Arbeit, aber hohen ideellen Einsatz könne man wohl kaum erwarten, wenn sie zur bloßen Auftragsarbeit degradiert wird, so Matthes sinngemäß.
Kritik am Konzept des Bergedorfer Bezirksamts wurde, wenngleich aus einem anderen Blickwinkel, zum Teil auch schon im Offenen Brief aus der Museumsstiftung öffentlich gemacht. Darin heißt es, es dürfe nicht, wie im Konzept derzeit vorgesehen, zu einer Zerlegung des musealen Aufgabenkomplexes »Sammeln, Bewahren, Forschen und Ausstellen/Vermitteln« kommen. Auch wenn der Brief recht brachial daher kam, fand er bei den Freunden wenig Ablehnung. Nicht vorstellbar sei für ihn, sagte Harm Reese, dass z.B. Forschen und Vermitteln auseinandergerissen werden sollen. Wer ein Thema in seiner Tiefe durchdrungen habe, der sei zum einen der beste Experte geworden und wolle es sich zum anderen sicher auch nicht nehmen lassen, das Vermitteln, sprich: die Präsentation, das Ausstellen maßgeblich mitzubestimmen, erklärte er.
Und auch die potenziell gefährliche Konstruktion des im Konzept vorgesehenen vielköpfigen Museumsbeirats, der maßgeblich von der Bezirksversammlung, also einem politischen Gremium bestimmt werden soll, sei abzulehnen, sagte Reese, der von Haus aus Jurist ist. Das Museum als originäre Bildungseinrichtung müsse stets frei von politischer Einflussnahme bleiben; selbst wenn aktuell mit einer solchen Einflussnahme nicht zu rechnen sei, könne das bei eine zukünftigen Regierung anders aussehen. Allein die Möglichkeit für Missbrauch zu schaffen, sei radikal abzulehnen.
Reese berichtete von seinen Besprechungen mit der Kultursenatorin und dem Bezirksamt am letzten Freitag, unmittelbar nach Erscheinen des Offenen Briefes. Die Senatorin habe ihm beigepflichtet, dass die Kritikpunkte aus dem Brief in die finalen Konzepte sowohl der Neuausrichtung der Museumsstiftung als auch des Weiterentwicklung des MBV einfließen müssten.
Das Bezirksamt will per sofort die Freunde, die bisher kaum zum Konzept gehört worden sind, eng in die Finalisierung desselben einbinden, sodass jetzt 14-tägige Treffen stattfinden sollen. Der Vorstand der Freunde betonte, dass alle mittlerweile über 450 Mitglieder des Vereins gefragt sind und ermunterte diese, sich noch mehr als zuvor aktiv einzubringen und am besten per E-Mail an museumsfreunde{at}bergedorfmuseum.de Vorschläge und Anregungen zu äußern.
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Aktualisierung: Anhänge
[1] Konzept des Bezirksamts Bergedorf zur Überführung des Museums für Bergedorf und die Vierlande sowie des Rieck-Hauses in die Verantwortung des Bezirks Bergedorf vom 22.06.2012 [PDF]
Neben dem Konzept ist auch die Zusammenfassung der Kritik der Freunde am Konzept ausgeteilt worden: Kritik des Vorstands am Grobkonzept [PDF]
»Bergedorf muss an einem Strang ziehen!«, stellte Reese klar und machte damit die einzige Anspielung dieses Abends auf die Querelen, die den Vorstand im Berichtszeitraum – neben der inhaltlichen Arbeit an einem neuen Museumskonzept – fast vollständig okkupiert haben. Er wünscht sich in Zukunft einen faireren Umgang miteinander und wiederholte die genannten Ziele während der Diskussion mehrfach, die erwiesenermaßen und dem Grunde nach bei allen Bergedorfer Akteuren die selben sind.
Vom aktualisierten Konzept des Bezirksamts, datiert vom 22.06.2012, das inoffiziell schon seit Juli kursierte, hatte jeder Teilnehmer eine Kopie auf seinem Stuhl vorgefunden.[1] Die Diskussion drehte sich an diesem Abend auch fast ausschließlich um den Ausweg aus der aktuell misslichen Situation des Museums, vor allem um finanzielle Aspekte. MdBue Gerhard Lein wollte es konkret wissen und fragte, wie teuer Ausstellungen eigentlich seien, was z.B. die Haase-Ausstellung insgesamt gekostet habe.
Das sei eine schwierige Frage, antwortete Museumsleiter Matthes. Neben den Beträgen, die vom Freundeskreis und ggf. aus weiteren Töpfen (Stiftung, Sonderausstellungsfonds, Bezirksamt, Einzelspenden) beigesteuert worden waren, müssten auch sämtliche Zentralkosten, die in der Stiftung bzw. im Museum für Hamburgische Geschichte angefallen sind, mit einbezogen werden. Das sind die Kosten, die auf verschiedene Kostenstellen verteilt sind und mit dem Verwaltungsprogramm SAP ermittelt werden könnten. Man könnte die Stiftung per Senatsanfrage beauftragen, eine Aufstellung der Kosten zu präsentieren, die jeweils aufgewendet wurden.
Aber darüber hinaus setzten die Stiftung und das Mutterhaus (Museum für Hamburgische Geschichte) wesentlich mehr ein, fuhr Matthes fort: Z.B. das Know-How der Mitarbeiter, u.U. sehr viel an restauratorischen Fähigkeiten, die teilweise auch von Kräften erbracht werden, die keine direkten Kosten verursachen, aber natürlich auch Geld kosten, und so weiter. »Man kann solche Kosten nicht effektiv umlegen, das geht nicht.«, sagte Matthes und erklärte ähnlich gelagerte Schwierigkeiten innerhalb der Stiftung. Durch bestehende Synergien könnten entstandene Kosten nicht in jedem Fall eindeutig einem einzelnen Projekt zugeordnet werden – weil Mitarbeiter parallel und gleichzeitig für unterschiedliche Häuser arbeiten. Die Anteile der Arbeitszeiten der jeweiligen die Mitarbeiter des Museums für Hamburgische Geschichte am Geschäft des MBV seien schlicht und ergreifend nicht klar bezifferbar, sagte Matthes.
»Wir haben eine riesige Maschinerie im Hintergrund, die wir nicht unterschätzen dürfen.«, sagte Matthes. Dies habe er immer wieder versucht zu kommunizieren und dies wisse auch sein Vorgänger: Die Arbeit des Haupthauses macht bis dato einen essentiellen Teil der Bergedorfer Museumsarbeit aus. »Ceterum censeo«, wie der alte Cato wiederholte Matthes seinen schon oft gesagten Satz, »ich bin der Meinung, dass das Museum für Hamburgische Geschichte ein essentieller Teil von Bergedorf, und umgekehrt, dass Bergedorf ein essentieller Teil [des Museums für Hamburgische Geschichte] ist.« Als Mitarbeiter des Museums für Hamburgische Geschichte, die der Museumsleiter des MBV auch ist, machte Matthes klar, dass im Falle der Abtrennung des MBV das ganze Know-How des Mutterhauses für Bergedorf verloren wäre.
Und dann redete Matthes Tacheles: Er sei sich sicher, dass kein Mitarbeiter des Noch-Mutterhauses, selbst wenn er dazu angewiesen wird, die Leistung mit der Leidenschaft bringen würde, wie er das bisher getan hat. Die Begeisterung, mit der die unzähligen Mitarbeiter z.B. bei der Haase-Ausstellung mitgearbeitet haben, weil sie sich mit dieser Aufgabe identifiziert haben, würde wegfallen, wenn das MBV abgetrennt würde. Museumsarbeit sei viel idealistische Arbeit, aber hohen ideellen Einsatz könne man wohl kaum erwarten, wenn sie zur bloßen Auftragsarbeit degradiert wird, so Matthes sinngemäß.
Kritik am Konzept des Bergedorfer Bezirksamts wurde, wenngleich aus einem anderen Blickwinkel, zum Teil auch schon im Offenen Brief aus der Museumsstiftung öffentlich gemacht. Darin heißt es, es dürfe nicht, wie im Konzept derzeit vorgesehen, zu einer Zerlegung des musealen Aufgabenkomplexes »Sammeln, Bewahren, Forschen und Ausstellen/Vermitteln« kommen. Auch wenn der Brief recht brachial daher kam, fand er bei den Freunden wenig Ablehnung. Nicht vorstellbar sei für ihn, sagte Harm Reese, dass z.B. Forschen und Vermitteln auseinandergerissen werden sollen. Wer ein Thema in seiner Tiefe durchdrungen habe, der sei zum einen der beste Experte geworden und wolle es sich zum anderen sicher auch nicht nehmen lassen, das Vermitteln, sprich: die Präsentation, das Ausstellen maßgeblich mitzubestimmen, erklärte er.
Und auch die potenziell gefährliche Konstruktion des im Konzept vorgesehenen vielköpfigen Museumsbeirats, der maßgeblich von der Bezirksversammlung, also einem politischen Gremium bestimmt werden soll, sei abzulehnen, sagte Reese, der von Haus aus Jurist ist. Das Museum als originäre Bildungseinrichtung müsse stets frei von politischer Einflussnahme bleiben; selbst wenn aktuell mit einer solchen Einflussnahme nicht zu rechnen sei, könne das bei eine zukünftigen Regierung anders aussehen. Allein die Möglichkeit für Missbrauch zu schaffen, sei radikal abzulehnen.
Reese berichtete von seinen Besprechungen mit der Kultursenatorin und dem Bezirksamt am letzten Freitag, unmittelbar nach Erscheinen des Offenen Briefes. Die Senatorin habe ihm beigepflichtet, dass die Kritikpunkte aus dem Brief in die finalen Konzepte sowohl der Neuausrichtung der Museumsstiftung als auch des Weiterentwicklung des MBV einfließen müssten.
Das Bezirksamt will per sofort die Freunde, die bisher kaum zum Konzept gehört worden sind, eng in die Finalisierung desselben einbinden, sodass jetzt 14-tägige Treffen stattfinden sollen. Der Vorstand der Freunde betonte, dass alle mittlerweile über 450 Mitglieder des Vereins gefragt sind und ermunterte diese, sich noch mehr als zuvor aktiv einzubringen und am besten per E-Mail an museumsfreunde{at}bergedorfmuseum.de Vorschläge und Anregungen zu äußern.
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Aktualisierung: Anhänge
[1] Konzept des Bezirksamts Bergedorf zur Überführung des Museums für Bergedorf und die Vierlande sowie des Rieck-Hauses in die Verantwortung des Bezirks Bergedorf vom 22.06.2012 [PDF]
Neben dem Konzept ist auch die Zusammenfassung der Kritik der Freunde am Konzept ausgeteilt worden: Kritik des Vorstands am Grobkonzept [PDF]
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