Elbinsel-Museum Wilhelmsburg: Werd doch mein im Gänsefüßchen

Teaser VA Museum Elbinsel WilhelmsburgMit einem Streifzug mit Liedern und Texten rund um die zwanziger Jahre halten die »Goldenen Zwanziger« Einzug ins Elbinsel Museum Wilhelmsburg. Unter dem Titel »Werd doch mein, und zwar im Gänsefüßchen« findet am Pfingstsonntag, den 19. Mai im Rahmen von »Kultur im Museum – Kultur am 3. Sonntag« ein musikalischer Streifzug durch die so genannten „goldenen Zwanziger“ und danach des letzten Jahrhunderts im Museum Elbinsel Wilhelmsburg statt.

Das Lied, dem der Titel dieser Veranstaltung entnommen wurde, »Maskenball im Gänsestall«, wurde damals auf Straßen und Familienfesten gesungen und zeigt die Leichtigkeit, in der sich bestimmte gesellschaftliche Schichten bewegten und die Sehnsucht anderer, es auch erleben zu können.

Die Sängerin Sabine Nolde interpretiert die damals zum Teil recht frech und erotisch anmutenden Chansons und Schlager dieser Zeit. Am Klavier wird sie dazu vom in Lüneburg lebenden und unterrichtenden Pianisten Martin Rohlfing begleitet. Claus-Peter Rathjen wird den Zeitgeist der Zwanziger mit Texten von Tucholsky, Ringelnatz und anderen Schriftstellern lebendig werden lassen.

Die Premiere von „Werd doch mein und zwar im Gänsefüßchen“, dieses erfrischenden, auch frechen und feschen Streifzugs rund um die „Goldenen Zwanziger“ findet am Pfingstsonntag um 17:30 Uhr in der Bauernstube des Museum Elbinsel Wilhelmsburg statt. Der Eintritt kostet 15 €, im Vorverkauf 12 €. Kartenreservierungen unter 040 302 34 861

Martin Rohlfings künstlerischer Schwerpunkt ist Liedgestaltung. Er ist Mitglied des »Salon-Art-Trio Lüneburg«. Rathjen hat sich u.a. durch verschiedene Lesungen in hoch- und plattdeutsch, doch auch durch seinen »Njegus« in der Operette »Die lustige Witwe« und als Dr. Schultze in »Die Haarmann-Protokolle« einen Namen gemacht. Die Mezzosopranistin Sabine Nolde erhielt ihre Ausbildung als Opern- und Konzertsängerin an der Hochschule für Musik in Berlin. An der Hamburgischen Staatsoper gehörte sie viele Jahre zum festen Ensemble, bevor sie freiberuflich tätig wurde. Über die von Rathjen mitbegründete „Operetten Compagnie Hamburg“ entdeckte sie die Liebe zur Operette. Hier war sie u.a. in „Orpheus in der Unterwelt“ als »Öffentliche Meinung« zu hören. Schon von frühester Zeit an, gehörte ihre besondere Liebe der internationalen Volksmusik und dem Chanson. Schon mit 16 Jahren hatte sie zahlreiche Auftritte als Blues- und Chansonsängerin in Berlin. Ihr umfangreiches Chansonrepertoire reicht von Zarah Leander über Claire Waldorf bis Hildegard Knef. Mit ihrem Partner Friedhelm Brill trat sie des Öfteren auch schon im Veranstaltungsprogramm des Museum Elbinsel Wilhelmsburg auf, so in »Moskauer Nächte« und »Fang keine Liebe mit Matrosen an«. Beide gehören auch zum Ensemble des Volkstheaters »Engelsaal«, der Kooperationspartner des Museums ist. Dort widmet sie sich seit 2008 der leichten Muse und ist zurzeit in dem Publikumsrenner »Oma Kröger´s Bismarckhering« zu erleben.

Und auch sonst bietet das Elbinsel-Museum Wilhelmsburg ein volles Programm:
Ausstellung „Brandmalerei“ von Edward Steinke
Noch bis zum 12. Mai zeigt Wilhelmsburger Künstler Edward Steinke unter dem Titel „Wilhelmsburger Motive auf Holz gebrannt“ seine ungewöhnlichen und in ihrer Feinheit bestechenden Arbeiten in den Räumen des Museums.

Theater im Museum (TiM): »Die Haarmann-Protokolle«
»Die Haarmann-Protokolle« unter der Regie von Uwe-Horst Engler, der auch den Text verfasste, feierten im Juni 2011 während des »Kaltstart- Theaterfestivals« in Hamburg im Foolsgarden Theater Premiere. Im Stück geht es um den hannoverschen Massenmörder Fritz Haarmann. Noch in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sangen Mütter ihren Kinder das Lied »Warte, warte noch ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir« vor, ohne zu ahnen, um was und um wen es sich dabei handelte. Auch heute wissen erst viele Menschen, um was es geht, wenn man ihnen den Titel dieses Lied nennt. Fritz Haarmann wurde im 1925 in Hannover wegen der Ermordung von über zwanzig jungen Männern verurteilt und hingerichtet. 1995 kam der Spielfilm »Der Totmacher« mit Götz George in die Kinos. In dem Stück »Die Haarmann-Protokolle« der »no budget-Theaterproduktion« hat Uwe-Horst Engler ebenso, wie es für den Film gemacht wurde, die Gutachterprotokolle des Gerichtspsychologen Dr. Ernst Schultze mit dem homosexuellen Serienmörder Fritz Haarmann, dem sogenannten »Werwolf von Hannover« durchgearbeitet. Diese authentischen Protokolle geben einen Einblick in die gesellschaftliche Situation der frühen Weimarer Republik, sowohl in Bezug auf die, aus heutiger Sicht unfassbaren Umstände der Taten Haarmanns, als auch auf die Homophobie und das reaktionäre Psychiatrieverständnisses Schultzes als Vertreter der damaligen Obrigkeit. Nicht zuletzt entsteht ein Bild über den, durch die gerade erst entstehende Boulevardpresse geschürten Druck der Öffentlichkeit auf die Justiz. In der deutschen Kriminalgeschichte ist der Fall des Fritz Haarmann (1879-1925) ohne Beispiel: Zwischen September 1918 und Juni 1924 - in den Wirren der Nachkriegszeit und der Inflation - tötete er in Hannover mindestens 24 junge Männer, indem er ihnen im Liebesrausch die Halsschlagader durchbiss.

So wird anhand eines Kriminalfalles ein Stück deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts erlebbar. Es ist daraus eine unter die Haut gehende Bühnenfassung in sieben Bildern und für zwei Personen entstanden. Das Besondere an dieser Inszenierung ist, dass die Rolle des Fritz Haarmann mit einer Frau, der Schauspielerin Viola Neumann, besetzt wurde. Sie spielt und interpretiert den Massenmörder Fritz Haarmann so eindrucksvoll und überzeugend in vielen Facetten, dass es überhaupt keine Rolle spielt und man es auch vergisst, dass auf der Bühne eine Frau in diese Rolle geschlüpft ist. Die Kritiken sind voll des Lobes über diese gelungene Besetzung. Die Schauspielerin scheut sich nicht, den Wahn in ihrem Spiel aufzugreifen und auch nicht, das ist besonders beachtenswert, die kindliche Naivität Haarmanns darzustellen. Ihr Gegenpart ist der Hamburger Darsteller Claus-Peter Rathjen, der den Gerichtspsychiater Prof. Dr. Schultze spielt. Die arrogante, zuweilen dümmlich abwehrende Art des Gerichtspsychologen trägt wesentlich zur Dichte und Intensität des Stückes bei. Mit diesem Stück hat die »no budget-Theaterproduktion« schon an verschiedenen Theatern und Veranstaltungsräumen wie Freiburg, Münster, Berlin, mehrmals in Heilbronn und ebenso in Gladbeck gastiert. In Gladbeck traten sie im Februar wiederholt auf und zuletzt auf Einladung des dortigen Bürgermeisters Ulrich Roland im Ratssaal der Stadt.

Die Proben zu diesem Stück fanden abwechselnd im Berliner Theaterhaus Mitte und im Museum Elbinsel Wilhelmsburg statt. Nun kehrt die Inszenierung erstmals zu einer Aufführung im Burgkeller des Museums zurück. Im Rahmen der Reihe „Theater im Museum (TiM)“ findet die Aufführung am Freitag, den 31. Mai um 19:30 Uhr statt. Der Eintritt beträgt 12 € und im Vorverkauf 10 €. Karten können unter 040 302 34 861 reserviert werden.
Am 1. Juni gibt es eine weitere Aufführung im „Theater im Hinterhof“ in Buxtehude, Hauptstraße 34 - Eintritt 12 € /ermäßigt 10 €. Kartentelefon: 0172 2182213.

Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen:

KUNSTAUSSTELLUNG: Ulrike Lohmeyer-Boysen (Skulpturen) und Ute Rönnpag-Lohmeyer (Malerei)
2. Juni bis 21. Juli, sonntags von 14 bis 17 Uhr
Vernissage am Sonntag, 2. Juni um 14:30 Uhr

Doris Fölster – Lesung und Gesang
„Eine poetische, märchenhafte und musikalische Reise zu den Heil- und Wildkräutern“
Sonntag 16. Juni um 17:30 Uhr – Eintritt 10 €

Charlotte Böhm – Lesung
Herzogin Eléonore Desmier dÓlbreuse (1639-1722)
Die schöne Hugenottin am Celler Hof
Sonntag 21. Juli um 17:30 Uhr – Eintritt 5 €

Zum guten Schluss: Auch heiraten kann man im Museum! Wer seine Hochzeit plant und noch nicht genau weiß in welchem Rahmen sie stattfinden soll, findet ein besonders schönes Ambiente im Museum Elbinsel Wilhelmsburg vor. Alle Räume stehen auch zur Besichtigung zur Verfügung. Die Trauzeremonie selbst findet in der Bauernstube statt, deren Einrichtungsgegenstände aus dem 19. Jahrhundert stammen und den Raum sehr gemütlich machen. Die Anmeldung muss über das Standesamt in Hamburg-Mitte erfolgen. Trauungen im Museum werden immer am 4. Freitag im Monat durchgeführt. Der Standesbeamte kommt dafür nach Wilhelmsburg.

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