Bergedorfs Museen: Erhellendes Zahlenwerk

Rieck-HausHamburgs Museumslandschaft ist disparat, eine Patentlösung nicht in Sicht und das schon seit mehreren Legislaturperioden. Im eigentlichen Sinne Bildungseinrichtungen, soll den Hamburger Museen neuerdings offensichtlich immer stärker der Stempel von Profit-Centern aufgedrückt werden, die ihre Kosten stärker als zuvor selbst finanzieren.

Auch Bergedorfs Museen, Schloss und Rieck-Haus, sind vom angeblichen Sparzwang betroffen. Um drohendes Unheil abzuwenden, hat der Bezirk schon vor Monaten den Wunsch geäußert, die Einrichtungen aus der bislang zuständigen »Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH)« herauszulösen und in die eigene Obhut zu nehmen. Im letzten Monat hat die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft den Senat aufgefordert, die beiden Häuser in die Verantwortung Bergedorfs zu übergeben. Allerdings existiert bis dato dafür kein Konzept, vor allem kein Finanzierungskonzept. Dennis Gladiator, Mitglied der Bürgerschaft, hat nachgehakt und gestern vom Senat eine Antwort auf seine Kleine Anfrage bekommen. Die bringt ein wenig Licht ins Dunkel, doch nach wie vor fehlt ein vollständiges Zahlenwerk und somit auch ein gangbares Finanzierungkonzept.

»Die Antwort (PDF) bestätigt meine Vermutung, dass es auch in der Kulturbehörde noch kein Konzept für die geplante Übertragung des MBV und des Rieck Hauses gibt.«, sagte Gladiator nach Erhalt der Senatsantwort. »Das Vorgehen der SPD, dieses trotzdem zu beschließen, halte ich für voreilig und gefährlich. Erst muss das Konzept erarbeitet werden, das dann als Grundlage für eine Beschlussfassung dienen kann. Immerhin liegen uns durch die Anfrage jetzt die genauen Zahlen (PDF) vor, wobei auch hier deutlich wird, dass es noch viele Positionen (Kosten) gibt, die in der Debatte bisher nicht berücksichtigt wurden (es wurde ja immer nur von 400.000 Euro für das MBV gesprochen).«

Im Sommer noch hatte Kirsten Baumann, Vorstand der SHMH, ein ausführliches Konzept (PDF) zur Straffung und Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der ihr unterstehenden Museen vorgelegt. Allerdings geriet ihr Konzept nicht zu einer akzeptierten Arbeitsgrundlage für die Politik, sodass die SPD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft am 26.09.2011 erwähnten Antrag zur Restrukturierung der SHMH (PDF) stellte und damit einhergehend eine de facto-Entmachtung des SHMH-Vorstandes verlangte. Baumann verkündete daraufhin ihre Kündigung (PDF) ihrer Vorstandsfunktion in der SHMH per Jahresende.

Zur Zukunft formulierte die SPD-Bürgerschaftsfraktion in ihrem Antrag glasklar: »Die Außenstelle des Museums für Hamburgische Geschichte, das Museum für Bergedorf und die Vierlande, wird zusammen mit der Außenstelle des Altonaer Museums, Rieck Haus, in die Verantwortung des Bezirks Bergedorf überführt.« Ganze 31 Worte für eine Sorge, die schwer wiegt. Jedenfalls bei denen, denen die Bewahrung der betroffenen Museen am Herzen liegt und die nach einen Konzept rufen.

Einige aussagekräftige Zahlen liegen nun auf dem Tisch, doch es braucht noch mehr davon und vor allem bedarf es eines vernünftigen Plans, bevor der Beschluss zur Auseinzelung der betroffenen Häuser fallen kann.

Weitere Ansichten zum Thema:
Hamburger Museen: SPD setzt auf Rentabilität statt Perspektive, Die Linke.-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, 21.09.2911
SPD will Eigenständigkeit der Museen erwirken - CDU warnt vor Konzeptlosigkeit, BZ, 27.09.2011


NACHTRAG: Einen feinen Artikel mit O-Tönen von den Betreibern des Rieck-Hauses, Christa und Wolfgang Eggers, sowie des Bergedorfer Bezirksamtsleiters, Arne Dornquast, hat Petra Schellen in der taz Hamburg am 22.11.2011 veröffentlicht:
Museum Rieck Haus am Limit
Ein Kleinod, eisig kalt
Ohne das Engagement der Betreiber wäre das Rieck Haus längst dicht. Ob dies mit der geplanten Anbindung an den Bezirk Bergedorf besser wird, steht dahin.

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