Bergedorfer Museenlandschaft: Wird jetzt alles gut?

Moderatorin Sabine Rossbach (rechts stehend) nahm persönlich die Fragen im Publikum auf. Auf dem Podium im Hintergrund (v.l.n.r.): Dennis Gladiator, Harm Reese, Norbert Hackbusch, Gerhard Lein.
Moderatorin Sabine Rossbach (rechts stehend) nahm persönlich die Fragen im Publikum auf. Auf dem Podium im Hintergrund (v.l.n.r.): Dennis Gladiator, Harm Reese, Norbert Hackbusch, Gerhard Lein.
»Wird jetzt alles gut?« Unter diesem Motto hatten das KulturForum und ver.di am vierten Advent zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Die beiden Bürgerschaftsabgeordneten Gerhard Lein (SPD) und Dennis Gladiator (CDU) sowie Norbert Hackbusch (Die Linke.; Vorsitzender des Kulturausschusses der Hamburger Bürgerschaft) und Harm Reese (1. Vorsitzender der »Freunde des Museums für Bergedorf und die Vierlande e.V.«) stellten sich den Fragen der Moderatorin Sabine Rossbach (Direktorin des NDR Landesfunkhauses Hamburg; verantwortet u.a. das Programm von Radio 90,3 und Hamburg Journal) und der anwesenden Öffentlichkeit.

Hamburgs Museen darben und die Existenz des Museum für Bergedorf und die Vierlande und des Rieck-Haus ist gefährdet. Die Herauslösung dieser beiden Häuser aus der jetzigen Trägerschaft, der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH), soll den Fortbestand sichern. Dass die beiden Häuser in die Obhut des Bezirks übergehen sollen, beschlossen im September die Hamburger Bürgerschaft auf Antrag der SPD und im November dann auch die Bergedorfer Bezirksversammlung. Manko beider Beschlüsse: Keiner weiß, wie sich die beiden Häuser zukünftig finanzieren können. Hamburg ist klamm und auch der Bezirk Bergedorf sucht noch nach dem nötigen Budget. So bleibt es bis dato bei Wunschvorstellungen, die in politische Aufträge an die Verwaltung gegossen werden, und bei vielen offenen Fragen.

Wenn hier wie da die Finanzierung unsicher sei, wo denn dann der konkrete Vorteil dieser Ausgliederung läge, fragte Sabine Rossbach folgerichtig als Erstes. Auf diese und auch die weiteren Fragen der Moderatorin wurden die bekannten Argumente und Meinungen genannt, die auch schon der Tagespresse zu entnehmen waren, gewürzt zuweilen auch vom Kalkül der jeweiligen politischen Läger und den persönlichen Interessenslagen einzelner Akteure. Argumente, die von mehr oder weniger guter Sachkkenntnis der aktuellen Museumsarbeit zeugten, aber auch konstruktive Vorschläge wie das Eckpunktepapier, das Gladiator schon Anfang November 2011 vorgelegt hatte, wurden diskutiert. Wirklich Neues gab es aber nicht zu bereden, der Erkenntnisgewinn tendierte gegen Null. Daran hätte auch die Anwesenheit weiterer maßgeblich Beteiligter wie dem Museumsleiter Dr. Matthes (war nicht eingeladen) und dem Bezirksamtsleiter Arne Dornquast (war verhindert, wie es hieß) nichts geändert, denn sie hätten zu dem Zeitpunkt auch nichts Neues beitragen können.

Bis sinnvoll geplant werden kann, müssen Zahlen auf den Tisch. Für Mitte Januar wird erwartet, dass die Noch-Hausherrin, die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH), die tatsächlichen bisherigen Kosten beziffern kann. Dazu kämen weitere Kosten durch verloren gegangene Synergien. Wenn Dornquast ein Konzept zur bezirklichen Fortführung der Häuser entwickeln kann und die Politik grünes Licht für das nötige Budget gibt, dann könnte die Autarkie erreicht werden, um die es hier auch geht, da sind sich alle einig: Die systemimmanenten Hemmnisse, die das jetzige Konstrukt der SHMH den Bergedorfer Museen aufbürdet, würden wegfallen, der Weg wäre frei für mehr Handlungsspielraum, größere Entscheidungsfreiheit, direktere Kommunikation mit der Bevölkerung, um deren Heimatmuseen es sich ja letztendlich handelt.

Die Museen indes arbeiten abseits des Geredes hochmotiviert weiter und dies recht erfolgreich. So konnte das Schlossmuseum trotz des 2011 noch einmal erhöhten Sparzwangs eine relative Steigerung der Besucherzahlen ggü. 2010 um ein knappes Fünftel erreichen. Auch das Rieck-Haus kann stolze Zahlen vorweisen. Für 2012 sind u.a. ein großes Ausstellungsevent zur 850-Jahr-Feier und ein Kinder-Plattdeutsch-Festival in Vorbereitung. Die Wertschätzung der Bevölkerung ist den Museen gewiss. Die Freundeskreise beider Häuser wachsen rasant. Und Ulrike Karschies im Publikum der Diskussionsveranstaltung am vierten Advent rückt das Bild zurecht, das in der Tagespresse verbreitet wurde: »Wir hoffen, dass die Ausstellungen mit ihren hochkarätigen Katalogen, die geschichtsträchtigen Vorträge durch Herrn Dr. Matthes oder andere namhafte Historiker, der pädagogisch ausgezeichnete »Kinderlehrpfad« und die wissenschaftliche Aufbereitung des riesigen Fundus - mit anderen Worten das Museum auf hohem Niveau - erhalten bleibt.«

Öffnungszeiten:

Museum für Bergedorf und die Vierlande im Schloss Bergedorf
April bis Oktober: Di–Do von 11–17 Uhr, Sa und So von 11–18 Uhr
November bis März: Di–Do von 12–16 Uhr, Sa und So von 11–17.00 Uhr

Rieck-Haus, Curslacker Deich 284
April bis September: Di–So 10–17 Uhr
Oktober bis März: Di–So 10–16 Uhr
Keine Winterpause!

Unterstützung:

Freunde des Museums für Bergedorf und die Vierlande e.V.
Tel.42891-25 59
E-Mail: museumsfreunde(at)bergedorfmuseum.de
Konto 10 34 229 458
Haspa
BLZ 200 505 50

Freundeskreis Rieck Haus e.V.
Norderquerweg 62
21037 Hamburg
Konto 10 1888 00
Vierländer Volksbank
BLZ 201 903 01

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