Bergedorfer MS-Tag mit ex-HSV-Profi Felix van der Steen

Welt-MS-Tag 2012»MS« steht für Motorschiff, Microsoft, Muskelschwund, KFZ-Kennzeichen von Münster...? Alles falsch: MS steht für Multiple Sklerose, diese hinterhältige Krankheit, die aus heiterem Himmel meist junge Erwachsene, vermehrt auch schon Jugendliche trifft und ihnen zeitlebens mehr oder weniger schlimme Behinderungen beschert, Lebenspläne über den Haufen und die Betroffenen in einen täglichen Kampf gegen Barrieren und Unverständnis ihrer Mitmenschen wirft.

Über die Krankheit, von der in Deuschland rund 140 Tausend, weltweit nahezu 3 Millionen betroffen sind, und das Leben damit zu informieren, fand 2009 der erste weltweite »World MS Day« statt. In Bergedorf war das die Geburtsstunde des örtlichen MS-Stammtisches, der auch dieses Jahr alle einlädt, am 30. Mai ab 16 Uhr diesen Tag zu nutzen, um sich über diese Krankheit, die jeden treffen kann, und über das Leben damit zu informieren.

Das Bergedorfer Motto beim diesjährigen, 4. Welt-MS-Tag lautet »Urlaub und Reisen mit MS«. Als Stargast hat die Gruppe um Dagmar Marquardt und Ulf Kilian den an MS erkrankten ex-HSV-Profi Felix van der Steen gewinnen können. Der wird über seine Reise nach Südafrika berichten; weitere Berichte von Reisen mit Rollator und Rollstuhl werden zu hören sein.

Welt-MS-Tag 2010 in Bergedorf
Beim Welt-MS-Tag 2010 im Hof des BeLaMi: Die Teilnehmer banden Kärtchen an Luftballons, auf denen sie ihre Wünsche und Erwartungen notiert hatten. »Für eine Welt ohne MS« war einer dieser Wünsche, gerichtet an Forschung und Gesellschaft gleichermaßen, alle Anstrengungen auf die Beseitigung dieser bislang unheilbaren Krankheit und auf die Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen zu richten.


MS ist die häufigste neurologische Erkrankung bei Menschen im jungen Erwachsenenalter. Weder sind die Ursache(n) der MS bekannt noch gibt es eine Heilung von ihr. Die Krankheit ist gekennzeichnet durch fortschreitende Behinderungen, die bei den Erkrankten sehr unterschiedlich ausfallen. Sehr häufig sind Lähmungen der Beine, Gleichgewichtsstörungen, Sehbehinderungen, Schmerzen und eine unerträgliche Müdigkeit. Nicht jeder Mensch, der durch unsicheren Gang im Straßenbild auffällt, ist betrunken: Es kann auch MS dahinter stecken. Viele Menschen mit MS stehen trotz ihrer Beeinträchtigungen im Beruf ihre Frau oder ihren Mann und nicht wenige von ihnen arbeiten bis zum Erreichen des normalen Rentenalters. Andere wiederum sind so stark betroffen, dass sie teilweise schon vor dem Erreichen des 30. Lebensjahrs arbeitsunfähig werden und so einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt sind.

Allein in Hamburg leben über 4000 Erkrankte. Einige von ihnen haben sich in Stammtischen oder Selbsthilfegruppen organisiert, allen voran der sehr rührige Hamburger Landesverband der Deutschen MS-Gesellschaft in Eppendorf. Öffentliches Interesse und Unterstützung zu fördern, ist ihr Ziel und auch das Ziel des Welt-MS-Tages.

Der Bergedorfer MS-Stammtisch trifft sich jeweils am 1. Mittwoch eines Monats ab 19:30 Uhr im 'BeLaMi'; mitmachen kann jede/r Interessierte mit oder ohne MS, auch ganz spontan ohne Voranmeldung.

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Anhang: Zur Situation von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft Hamburgs

Dass Gesetzgebung, Rechtssprechung und auch die reine Ausführung von Beschlüssen noch gewaltiges Verbesserungpotential haben, zeigt sich an allen Ecken und Enden. Immerhin: Gut 5 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen bewegt sich auch in der Hamburgischen Politik so langsam etwas in Richtung der Umsetzung der Konvention. Was sich jahrelang auf Aktivitäten der Behindertenverbände und Lippenbekenntnisse der Politik beschränkte, sickert allmählich auch in die Köpfe unsere Volksvertreter ein. Die setzen sich neuerdings in Anträgen und Anfragen für eine Verbesserung der benachteiligten Lage ein, in der Menschen mit Behinderungen bis heute stecken, und monieren auch konkrete Versäumnisse:

Cansu Özdemir und Bürgerschaftsfraktion DIE LINKE fordern Grundlegendes: Landesnachteilsausgleiche zur sozialen Teilhabe behinderter Menschen endlich an die üblichen Standards in anderen Bundesländern anpassen! [PDF].

Karin Timmermann und andere Abgeordnete der SPD-Fraktion möchten Menschen mit Behinderung bei der Planung öffentlicher Freiräume besser berücksichtigen! [PDF]. Dass es mit der Beteiligung von Menschen mit Behinderungen allein aber nicht getan ist, zeigt sich aktuell in Bergedorf. Hier fordert die lokale SPD-Fraktion Nachbesserungen bei neu gebauten Bahnhofsvorplatz gemäß der getroffenen Verabredungen mit den an der Planung beteiligten Menschen mit Behinderungen: Barrierefreier Bahnhof / Busbahnhof Bergedorf (Antrag SPD).

Die bekannten Benachteiligungen Behinderter und Schwerbehinderter auf dem Arbeitsmarkt in Hamburg sind Gegenstand einer Schriftlichen Kleinen Anfrage von Katharina Fegebank und Phyliss Demirel von den Grünen (noch: GAL): Der Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen [PDF]. Auch das Wahlrecht in Hamburg benachteiligt Menschen mit Behinderungen: Hamburgisches Wahlrecht an die UN-Behindertenrechtskonvention anpassen – Abschaffung des Wahlrechtsausschlusses aufgrund einer Betreuung für alle Angelegenheiten [PDF] fordert also die Bürgerschaftsfraktion von DIE LINKE.

Behinderten-WC, Berlin, Neue Nationalgalerie
Noch immer sind nicht alle Behinderten-WCs barrierefrei erreichbar.
Genauso gibt es Schwachpunkte im Bildungsbereich und so fragt Dr. Stefanie von Berg (GAL) nach der Inklusion an berufsbildenden Schulen (II) [PDF].

Zur Situation der taubblinden Menschen in Hamburg [PDF] hakt Cansu Özdemir nach. Dass es bei der viel angepriesenen, aber im Einzelfall nur schwer zu erlangenden Persönlichen Assistenz hakt, macht Frau Özdemir auch klar: Arbeitgebermodell bei der persönlichen Assistenz für behinderte Menschen – gleichheitswidrige Praxis in Hamburg verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention! [PDF].

Und um ein ganz basales und dennoch stark vernachlässigtes Bedürfnis geht es Kurt Duwe von der FDP-Fraktion, er fragt, wie es um Öffentliche und behindertengerechte Toiletten in Hamburg [PDF] steht.


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