UFi soll bis Jahresende fertig sein [Update]

Eine von sechs Brücken der Umgehungsstraße Finkenwerder. Copyright ReGe Hamburg
Eine von sechs Brücken der Umgehungsstraße Finkenwerder. Copyright ReGe Hamburg
Nachdem die ReGe beim Bau der Umgehungsstraße Finkenwerder zunächst zu optimistisch geplant hatte und die avisierte Fertigstellung in diesem Sommer buchstäblich ins Wasser fiel, stellt sie jetzt die Übergabe des fertigen Bauwerks im Dezember 2012 in Aussicht.

Unerwartet viel Niederschlag und mehrere Stürme hatten im letzten Winter zu einem ungeplanten Baustopp geführt: Der Marschboden war zu nass, um eine Straße darauf zu bauen. Der Dezember 2011 hatte mit 159 l/m² Regen das Doppelte bis Dreifache an Niederschlag wie die Vergleichsmonate seit 2006 gebracht. Dies verdeutlichen die Aufzeichnungen, die die ReGe veröffentlicht hat.

Niederschlagsmengen im Dezember seit 2006
Copyright (c) ReGe Hamburg
Zweierlei bleibt zu hoffen: Erstens, dass die Klimaverhältnisse so, wie die ReGe sie jetzt annimmt, auch eintreffen und der Niederschlagswert vom Dezember 2012 nicht etwa den Beginn eines unguten Trends andeutet. Andernfalls würde sich die ReGe abermals verschätzen, und das dann nicht nur bei diesem Projekt, sondern auch bei andern, ähnlichen Projekten wie zum Beispiel in den Borghorster Elbwiesen, wo es ebenfalls auf exakte Berechnungen des Wasserverhaltens ankommt.

Zweitens, dass der eigentliche Grund für den Bau der Ortsumgehung Finkenwerder nicht so bald entfällt. Die UFi wird gebaut, um Finkenwerder von täglich Tausenden Fahrzeugen zu entlasten. Diese fahren zum oder kommen vom Airbus-Werk. Airbus verändert seine Produktionspolitik laufend und baut derzeit eine neue große Produktionsstätte in Mobile, Alabama. Auch wenn Airbus beteuert, dass in Hamburg keine Arbeitsplätze in Gefahr seien: Vorstellbar ist, dass die Finkenwerderaner in nicht allzu ferner Zukunft auch ohne die UFi wieder ihre relative Ruhe hätten – und dass das Mühlenberger Loch für den schnellen Gewinn zugeschüttet wurde, mit all den leidvollen Folgen, die damit zusammen hängen.

Pressemeldung der ReGe im Wortlaut:

6. Juli 2012/rege06

Umgehungsstraße Finkenwerder: Übergabe im Dezember 2012

Die Umgehungsstraße Finkenwerder kann nach aktuellem Baustand noch in diesem Jahr fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben werden. Staatsrat Andreas Rieckhof, Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation: "Durch die Umgehungsstraße wird die Verkehrssituation in Finkenwerder entscheidend verbessert. Für die Anwohner bedeutet das mehr Lebensqualität. Gleichzeitig erhält AIRBUS mit der Umgehung eine leistungsstarke Verkehrsverbindung an das Straßennetz, was den Industrie- und Luftfahrtstandort Hamburg stärkt."

"Wir gehen derzeit davon aus, die Umgehungsstraße im Dezember übergeben zu können", bestätigte Heribert Leutner, Geschäftsführer der Projekt-Realisierungsgesellschaft Hamburg (ReGe). Ursprünglich war die Fertigstellung bereits im Sommer geplant. Grund der Verzögerung war der vergangene zunächst milde Auch das Sturmtief 'Andrea' hatte die Erdbauarbeiten stark beeinträchtigt. "Der ohnehin weiche Marschboden war so stark durchnässt, dass der für den Unterbau der Fahrbahn aufzubringende Sand sich umgehend mit dem weichen Marschboden vermischt hätte, was zu einem instabilen Fahrbahnunterbau geführt hätte", so Leutner. Im Januar/Februar 2012 verhinderten anhaltende Frosttemperaturen (Zur Erinnerung: "Alstereis-Vergnügen") die Baufortsetzung.

"Der Wunsch nach einer Verkehrsentlastung, auf die die Bürger von Finkenwerder seit 30 Jahren warten, ist in greifbare Nähe gerückt. Ich freue mich sehr, dass die baulichen Herausforderungen in einer vertrauensvollen und erfolgreichen Zusammenarbeit mit allen Beteiligten bewältigt werden können", so Hans-Jochen Hinz, Geschäftsführer des Landesbetriebes Brücken, Straßen und Gewässer (LSBG).

Erst Anfang März 2012 konnten die Erdbauarbeiten fortgesetzt und im Juni mit der Herstellung der Frostschutzschicht abgeschlossen werden. Zurzeit wird die 30 Zentimeter dicke Schottertragschicht in zwei Lagen aufgebracht. Direkt im Anschluss daran folgt die Asphaltierung der Fahrbahn. Die 2 Kilometer lange und zwei Meter hohe Sichtschutzwand mit Holzelementen, die die Umgehungsstraße im westlichen Abschnitt vom Naturschutzgebiet Westerheide/Süderelbe trennt, ist montiert. Auch die Arbeiten an den sechs Brücken sind, bis auf Geländer-Arbeiten und Dichtungsarbeiten, weitgehend abgeschlossen. Der Bau der künftigen Entlastungsstraße endet mit der Installation der Schutzplanken, dem Aufbringen der Fahrbahnmarkierung, dem Rückbau der Baustraße sowie der Wiederherstellung natürlicher Flächen entlang der Umgehungsstraße mit Muttererde und Pflanzen.

Herausforderungen zum Bau der 5,5 Kilometer langen Umgehungsstraße bestanden u.a. darin, den Marschboden (bis 1962 der Tide ausgesetzt) entlang der Strecke in der Tiefe trocken zu bekommen, um ein späteres Absinken der Fahrbahnfläche auszuschließen. Hierzu wurde ein fünf Meter hoher und 4,5 Kilometer langer Belastungsdamm aus Sand aufgeschüttet. Das Gewicht von 200.000 Kubikmeter Sand (entspricht 20.000 LKW-Ladungen) presste den Boden zusammen, das herausgepresste Wasser wurde durch zahllose zehn Meter tiefe senkrechte Drainagen aufgenommen - der Sand zum größten Teil wieder abgetragen. Die sechs Brücken sind zwischen 10 und 100 Meter lang. Die beiden größten Bauwerke 80 und 100 Meter queren die Alte Süderelbe und den Hakengraben. Die übrigen Brücken dienen als Durchlässe für Tiere und queren Gräben, die für die Be- und Entwässerung der Obstanbaugebiete erforderlich sind.

NACHTRAG: Pünktlich zum Jahresende, wie versprochen, ist die neue Ortsumgehung fertig:

12. Dez. 2012/bwvi12
Finkenwerder: Bürgermeister Scholz gibt Ortsumgehung für den Verkehr frei

Drei Jahrzehnte nach Planungsbeginn kann der Durchgangsverkehr über die Umgehungsstraße rollen

Mehr als 30 Jahre nach den ersten Planungen ist es nun so weit: Die Umgehungsstraße Finkenwerder wurde heute feierlich eröffnet. Gemeinsam mit dem Ersten Bürgermeister, Olaf Scholz, Wirtschaftssenator Frank Horch, den Geschäftsführern des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer, Hans-Jochen Hinz, der HPA (übernimmt ab heute die Verantwortung für die Straße), Jens Meier, der ReGe, Heribert Leutner sowie dem Vertreter des Obstbauernverbandes, Reinhard Quast, wurde die 5,5 Kilometer lange Strecke jetzt nach dreieinhalb jähriger Bauzeit dem Verkehr freigegeben. Damit löst Hamburg sein Versprechen ein, die Bewohner Finkenwerders vom massiven Durchgangsverkehr zu entlasten.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz sagte: "Heute ist ein Tag, den die große Mehrheit der Bewohner Finkenwerders herbeigesehnt hat und der für sie eine Wende zum Guten ist. Ich freue mich mit allen, die viel zu lange unter Verkehrslärm, Erschütterungen und Emissionen gelitten haben. Im Namen des Senats danke ich allen, die an der Ortsumgehung Finkenwerder mit geplant und mit gebaut haben. Und dieser Dank gilt auch denen, die dem Projekt nach erheblichen Bedenken und nach ausführlichen Gesprächen zugestimmt und es dadurch ermöglicht haben."

Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) der Freien und Hansestadt Hamburg hat die Straße geplant. Der Geschäftsführer des LSBG, Jochen Hinz, dankte "allen am Bau Beteiligten, aber insbesondere auch den Nachbarn dieses Bauprojektes für ihre Geduld."

Die Projektsteuerung und Realisierung der Strecke übernahm die ReGe Hamburg. Voraussetzung für die Realisierung war der Ankauf privater Grundstücke von den südlich angrenzenden Obstanbaubetrieben. Insgesamt verhandelte die ReGe mit 40 Grundstückseigentümern und Pächtern über den Verkauf bzw. Tausch ihrer Grundstücke. Erst nach Abschluss dieser Verhandlungen konnte im August 2009 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Der Geschäftsführer der ReGe Hamburg, Heribert Leutner, hob hervor: "Die UFi wäre nie Realität geworden, ohne die Bereitschaft der Obstbauern, hierfür Teile ihrer Anbauflächen zur Verfügung zu stellen. Dafür, dass und wie die sensiblen Gespräche hierzu angenommen und geführt wurden, zolle ich den Vertretern meinen größten Respekt. An der Stadt ist es nun, die den Obstbauern im Süderelbefonds zugesagten wasserwirtschaftlichen Maßnahmen zügig umzusetzen."

Der Vertreter des Obstbauernverbandes, Reinhard Quast, sagte: "Rückblickend haben die Vertreter der durch die UFI-Trasse betroffenen Grundeigentümer seit 2005, in intensiven und konstruktiven Verhandlungen mit der ReGe Hamburg, ein tragfähiges Konzept für den Obstbau in diesem Raum entwickelt. Der Süderelbefonds und die darin enthaltene Gebietsvereinbarung bilden die Grundlage für die positive Weiterentwicklung der Obstbauregion."

Die Umgehungstraße Finkenwerder zählt zu den größten Hamburger Straßenverkehrsprojekten, die in den vergangenen zehn Jahren realisiert wurden. Die rund 5,5 Kilometer lange Straße führt über sechs Brückenbauwerke. Die beiden größten Brücken haben eine Länge von 80 bzw. 100 Metern und queren die Alte Süderelbe und den Hakengraben. Die übrigen vier Brücken dienen als Durchlässe für Tiere bzw. überqueren Gräben, die für die Be- und Entwässerung der Obstanbaugebiete erforderlich sind.

Bei der Realisierung des Projektes wurden für den Schutz der vorhandenen Flora und Fauna sowie zur Schaffung vielgestaltiger Gewässer- und Uferformen umfangreiche Naturschutzmaßnahmen ergriffen. Entlang des Naturschutzgebietes Westerweiden/Alte Süderelbe wurde z.B. eine zwei Kilometer lange und zwei Meter hohe Sichtschutzwand aus Holzelementen errichtet, damit die dort lebenden Tiere nicht von den Scheinwerfern der Autos geblendet werden können. In den Uferzonen des um fünf Meter künstlich nach Süden verlegten Hakengrabens wurden auf einer Länge von zwei Kilometern neue Schilfbereiche als Ruhezonen für Tiere angelegt.

Eine der maßgeblichen Herausforderungen beim Bau der Umgehungsstraße Finkenwerder bestand darin, den Marschboden entlang der Trasse, der bis 1962 der Tide ausgesetzt war, zu entwässern. Nur so konnten spätere Versackungen der Fahrbahnfläche ausgeschlossen werden. Deswegen wurde auf einer Länge von 4,5 Kilometern ein fünf Meter hoher Belastungsdamm aus 200.000 Kubikmeter Sand (entspricht 20.000 LKW-Ladungen) aufgeschüttet. Das Gewicht des Dammes drückte dabei den anstehenden Marschboden derart zusammen, dass das herausgepresste Wasser durch zahllose, zehn Meter tiefe, senkrechte Entwässerungsleitungen aufgenommen und abgeleitet werden konnte. Nach erfolgreicher Trockenlegung wurde der Sand zum größten Teil wieder abgetragen (ohne den Belastungsdamm und die Drainagen würde die Trockenlegung des Bodens zehn Jahre dauern). Zusätzlich wurden für die Trasse rund 350 Betonpfähle bis zu einer Tiefe von 13 Metern in den Boden eingebracht.

Grafiken, Luftaufnahmen und aktuelle Bilder im Internet unter: www.rege-hamburg.de/presse

Mehr zum lokalen Hintergrund hat das Abendblatt: Nach 39 Jahren ist die Ortsumgehung fertig

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