Gülzow informierte sich über Fracking

Dr. Schulz trug vielerlei Aspekte des Fracking vor. Links im Bild stellv. Landrat Günther Noß.
Dr. Schulz trug vielerlei Aspekte des Fracking vor. Links im Bild stellv. Landrat Günther Noß.
Gülzow – Auf Initiative und Einladung des CDU-Ortsverbandes Gülzow bei Schwarzenbek kamen gestern rund 50 Interessierte ins örtliche MarktTreff, darunter die Bürgermeister Jahn und Schack aus den Nachbarorten Wiershop und Worth. Es war, soweit bekannt, die erste Bürgerinformationsveranstaltung über das drohende Fracking im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg. Der eingeladene Referent, Dr. Carl-Heinz Schulz aus der Kreisverwaltung in Ratzeburg, berichtete ausführlich über das laufende Verfahren der Antragsstellung durch die Firma PRD Energy GmbH und gab grundlegende Informationen über die Technik des Fracking, seine Risiken, rechtliche Möglichkeiten von Gemeinden und Bundesländern, sich gegen Fracking in ihrem Verantwortungsbereich zu wehren, sowie über die lokale Geologie und die Historie der Ausbeutung von Kohlenwasserstoffen, hier Erdöl, im Kreisgebiet.

Karte südl. Ostholstein, Oelbohrtuerme
Bekannte Lagerstätten von Kohlenwasserstoffen: In den 1950er-Jahren standen viele Ölbohrtürme im südlichen Ostholstein.
Fracking ist eine Methode zur sog. unkonventionellen Erdgas- bzw. -ölforderung, die mit großen Risiken behaftet ist, wie Schulz ausführte: Die mit teils hochgiftigen Chemikalien versetzte Frac-Flüssigkeit kann Grund- und Trinkwasser gefährden. Und die Methode kann Erdbeben hervorrufen. Schulz wies gleich zu Anfang seines Vortrags auf das Beben nahe Völkersen im Landkreis Verden/Aller vor wenigen Tagen hin, von dem viele annehmen, dass das nahegelegene Frackingfeld den Auslöser barg. Außerdem gibt es, wie Schulz an Hand von Gesetzestexten und Erfahrungen mit dem Bergamt erläuterte, für Bürger, Gemeinden und Bundesländer derzeit überhaupt keine justiziable Einflussmöglichkeit auf Genehmigungsverfahren.

In Gülzow wären, sollte dort eines Tages »gefrackt« werden, mehrere Gefahren gegeben, wie Landrat Noß feststellte: Die Lienau, das lokale Trinkwasserreservoir sowie das zur Gemeinde gehörende NATURA 2000-Gebiet, das gerade erst für teures Geld entwickelt worden ist. Die angeregte Diskussion, die sich im Anschluss entspann, zeigte eines deutlich: Hier sind Menschen, die informiert sind und die kaum unbeteiligt zusehen werden, wenn Ölmultis, autorisiert von fremden Behörden, à la Heuschrecken die Bodenschätze ausbeuten und dann weiterziehen nach dem Motto »Was geht uns anderer Leute Elend an.«

Weiterführende Links:

Ein scheinbar unverfängliches Schreiben des Bergamts [PDF]1) schreckte erst Verwaltung und dann Politik und Bürger hoch: Der Anfang
Fracking in Südholstein: Demnächst auch auf einer Wiese in Ihrer Nähe?
1)Auf Seite 4 steht das (lt. Bergamt) Betriebsgeheimnis über die Ausdehnung des »Erlaubnisfeld Schwarzenbek«

Unverzichtbar als Hintergrund:
Das Bergamt und das Bergrecht

Weitere detaillierte Berichte über PRD Energy's Versuch, neue Claims in Norddeutschland abzustecken:
Lübecker Nachrichten: Exxons Erdgasplan schreckt Verwaltung und Kreispolitik auf
vierlaender.de: Fracking: Umweltministerkonferenz fordert Änderung des Bergrechts
vierlaender.de: »Wir ... lehnen Fracking ab.«


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