Maidemo: Bergedorf gegen Sozialabbau und gierige Konzerne

Maidemo 2013 in Bergedorf
An der Demonstration zum 1. Mai in Bergedorf nahmen rund 400 Gewerkschafter, Initiativen, Parteien und Bürger teil.
Nicht nur das sonnige Wetter, sondern auch der steigende Druck, dem sich immer mehr Menschen in diesem unseren schönen Europa ausgesetzt sehen, brachte gestern unter dem Motto »Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europa.« so viele Menschen wie nie zuvor im Bergedorf der Nachkriegszeit auf die Straße. Dem Aufruf des Bergedorfer DGB folgend demonstrierten sie für mehr soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit.

Die Initiativen gegen Fracking in Hamburg und für den vollständigen Rückkauf der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze in Hamburg sowie das Bündnis umfairteilen hatten sich der Manifestation angeschlossen und präsentierten ihre Anliegen mit Treckergespannen, die der TOCH inklusive Fahrer solidarisch beisteuerte. Zahlreiche Gruppen wie z.B. die Lehrlinge, attac Bergedorf und aus der Anti-AKW-Bewegung hatten sich ebenfalls angeschlossen.

Akustisch angeführt von einer Bergedorfer Samba-Trommelgruppe zog die Manifestation vom Lohbrügger Markt quer durch die Stadt zum Amphitheater hinter dem Rathaus. Dort hielt Ernst Heilmann, Vorsitzender des DGB Bergedorf, eine flammende Begrüßungsrede, in der er die deutlich sichtbare Schere zwischen Arm und Reich anprangerte.

Ihm folgte auf der Rednerliste, nach dem musikalischen Intermezzo der der Band »Rock die Straße«, die im Wechsel mit den Reden auftrat, der Bezirksamtsleiter Arne Dornquast, der in Reverenz an den am selben Tag anfangenden Hamburger Kirchentag biblische Worte zitierte und mahnte, ein jeder nehme sich, soviel er braucht, aber nicht mehr.

Danach sprach Werner Diedrichs für die Bürgerinitiative »BI FrackingFreies Hamburg« und stellte damit sicher, dass nun jeder weiß, was Fracking ist und warum massives Gasbohren mit und auch ohne Fracking in Hamburg und auch sonstwo viel zu gefährlich und daher völlig indiskutabel ist: Weil Fracking nichts weiter als einen schnellen Gewinn für das Privatunternehmen ExxonMobil auf Kosten des Trinkwassers und der Umwelt im Süden Hamburgs bedeute, einschließlich der unkontrollierbaren Gefahr, dass Wasser und Natur für die kommenden Generationen nachhaltig vergiftet werden.

Wiebke Hansen von der Initiative »Unser Hamburg, unser Netz« erklärte in freier Rede sehr eindrücklich den Volksentscheid, über den alle Hamburger am Tag der Bundestagswahl am 22. September mit »Ja« abstimmen sollten: Nur eine vollständige Rückführung der Netze in staatliche Hand könne Schluss machen damit, dass sich Vattenfall und EOn, sanktioniert vom 1. Bürgermeister und vom Hamburgischen Wirtschaftssenator, an diesen Gemeingütern bereichern. Das Geschäft mit den Netzen sei nicht unlukrativ und wäre ein Segen für den Hamburger Staatshaushalt -- weswegen die Unternehmen sich diese Einnahmequelle ja auch nicht nehmen lassen wollten.

Klaus Bullan schließlich machte die gesellschaftliche Rolle der Gewerkschaften im Lauf der Geschichte klar, als Statthalter für gerechte Löhne, menschenwürdige Arbeit, gute Ausbildung, soziale Gerechtigkeit. Die heutige Situation mit immer mehr prekären Beschäftigungsverhältnissen, die, auch wenn jetzt ein Mindestlohn von 8,50 Euro beginne, sich durchzusetzen, und mit immer mehr jungen Menschen, die vergeblich nach einer soliden Ausbildung suchen, sei der fatal sichere Weg in die breite Altersarmut. Immer weniger sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze berauben die öffentliche Hand jeglichen Handlungsspielraums und den Sozialstaat seiner Existenz. Bullan brachte den Neupack-Streik in Erinnung, wo die Kollegen seit über 6 Monaten für einen Tarifvertrag, für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit streiken. Die Situation heute, 2013, erinnere fatal an die Situation während der späten Weimarer Republik, sagte Bullan und musste den Aufruf zum Widerstand dagegen gar nicht explizit aussprechen.

Gespann der BI FrackingFreies Hamburg (BI FFH)
Gespann der BI FrackingFreies Hamburg (BI FFH)
Umfairteilen auf der Bergedorfer Maidemo 2013
Umfairteilen ist die logische Konsequenz aus der Forderung nach sozialer Gerechtigkeit.
Klaus Bullan (Vorsitzender GEW Hamburg)
Hauptredner Klaus Bullan (Vorsitzender GEW Hamburg) unterstrich die historische Bedeutung der Gewerkschaften für mehr soziale Gerechtigkeit


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