Biker Union-Stammtisch Hamburg-Vierlande feiert 20-Jähriges mit Freunden

Motorrad, zwei Frauen
Start zur Tour durch die Vier- und Marschlande: Die Autorin fährt als Sozia mit.
Freiheit und Gemeinschaftsgefühl – mit PS-starken Zweirädern durch die Vier- und Marschlande
20 Jahre BU Stammtisch Hamburg-Vierlande

Von Andrea Madadi

Das Glück dieser Erde liegt nicht nur auf dem Rücken der Pferde, sondern auf dem Sitz eines PS-starken Motorrades. Vier Millionen Motorradfahrer gibt es in Deutschland - 4200 von ihnen sind in der Biker Union (BU) organisiert, die sich für mehr Sicherheit auf den Landstraßen mit Aktionen, Flyern und Aufklärungsarbeit einsetzen.

Mehr als 70 Biker aus ganz Norddeutschland feierten am vergangenen Wochenende das 20-jährige Jubiläum des BU-Stammtisches Hamburg-Vierlande auf dem Gokarthof am Neuengammern Hausdeich 101. »Ein gemütliches Familienfest vieler Individualisten mit Altersdurchschnitt 50«, wie Gründungsmitglied Jens »Kensy« Scheer (53) feststellte. Mit Rockmusik aus der »Dose«, Getränkewagen von Udo Voß und Riesengrill wurde das Wiedersehen von sieben Stammtischen kräftig gefeiert. Übernachtet wurde in Zelten. Statt Jubiläumsgeschenke wünschte sich der Vierländer-Stammtisch Geldspenden für den benachbarten Erdlandschen Hof. 150 Euro kamen für das Neuengammer Wohnprojekt für Menschen mit Behinderungen zusammen.

»Bei uns gibt es noch das echte Bikerleben – mit Einsatz für die Gemeinschaft, schmutzigen Händen und den Genuss beim bewussten Fahren auf der Landstraße«, sagte Thomas »ABV« Hülsen (61) vom BU-Stammtisch Norderstedt mit Blick auf die »Chromblitzenden« Harley- Davidson-Tage in der Hamburger Innenstadt. Der Leiter des BU-Büros Norddeutschland und 38 weitere Biker genossen die gemütliche Fahrt im Konvoi einmal quer durch die Vier- und Marschlande.

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Biker beim Fachsimpeln nach der Tour de Vier- und Marschlande
Zusammen um die 150 Jahre alt: Die Biker-»Opas« Arno Gawehn und Klaus Bremer müssen heute nicht mehr fahren.
Zusammen um die 150 Jahre alt: Die Biker-»Opas« Arno Gawehn und Klaus Bremer müssen heute nicht mehr fahren.
Mit dabei Arno Gawehn (82) und seine Suzuki Savage LS 650. Das topfitte »Urgestein« ist mit seinen 82 Lenzen ältestes Mitglied des Vierländer Stammtisches und sitzt bereits seit 1949 mit »Unterbrechungen« auf heißen Maschinen. Angefangen hat er mit einer Herkules. Als der Ex-Finanzbeamte 1995 pensioniert wurde, leistete er sich eine sogenannte »Güllepumpe«, die Honda CX 500 De Luxe – »so eine wie im Werner-Film«, sagt Arno stolz.

Wie alle Biker stören ihn zahlreiche Schlaglöcher und die mit Bitumen notdürftig geflickten Straßen, von denen es nicht nur in den Vier- und Marschlanden reichlich gibt. »Für Motorräder ist das wie Glatteis«, so Gawehn. »Schön wäre, wenn die Straßen mal gründlich saniert würden.« Trotzdem will er weiter fahren, solange es seine Frau und seine Gesundheit zulassen. Biker-Sein ist für ihn ein echtes Lebenselixier und ein Gefühl von »natürlicher Freiheit mit Beherrschung der Technik«, das er noch lange auskosten möchte.
Die Autorin – Andrea Madadi (55), freie Journalistin aus Curslack – wollte unbedingt live erleben, was das Motorradfahren so anziehend macht. »Zuletzt saß ich mit 16 hinten drauf«, so die 55-jährige. Mit dem Helm ihres Sohnes und der Lederblouson ihres Mannes ausgerüstet, machte sie es sich auf der Suzuki bequem. Vor Abfahrt gab es noch entscheidende Anweisungen: »Leg dich in den Kurven mit mir in eine Richtung – nicht gegensteuern, sonst geraten wir ins Schlingern.« Auch beim Bremsen sollte die Beifahrerin aufpassen – »da knallen schnell mal die Helme zusammen«.

3 Motorräder, stehend, in ländlicher Umgebung
Wenn sie nicht gerade mit XXX Sachen über den Hauptdeich heizen, sind Biker gern gesehene Verkehrsteilnehmer.
Dann ging es los im Konvoi der unterschiedlichsten Maschinen wie Chopper, Sportmaschinen, Enduros und Reisedampfern - vom Neuengammer Hausdeich über Allermöhe nach Ochsenwerder und wieder zurück. Mal ganz »sutsche« mit 45 km/h, mal rasant mit 63 über den Warwischer Hauptdeich (hier ist 60 erlaubt). »Wenn der Wind kräftig um den Helm rauscht und Landschaft, Häuser und Elbe vorbeirauschen – dann entsteht ein geradezu erhabenes Gefühl von Freiheit und Lebenslust«, sagte Beifahrerin Madadi mit steifen Muskeln, aber begeistert nach einstündiger Fahrt. Das schönste Kompliment kam von Thomas »ABV« Hülsen, der beide Frauen stets im väterlichen Blick hatte. »Das erste Mal Beifahrerin? Respekt!«

Für Motorrad-Anfänger hat Jubiläumsorganisator »Kensy« Scheer einen Tipp: »Fahr nie schneller als du denken kannst«. Wie Biker-Kollege Klaus Bremer (68) bedauert er, dass sich wenig junge Menschen bei der Biker Union engagieren. »Die wollen hauptsächlich den Spaß am Fahren«, so Bremer, »sobald es ans Denken und Arbeiten geht, ist Schluss.«

Dabei kommt der Einsatz der BU für mehr Sicherheit auf den Landstraßen mit Aktionen gegen Raser und Info-Flyern wie »Fahren mit Hirn« im »Werner«-Stil gut in der Gesellschaft und bei Politikern an. Für das BU-Projekt »Bitumen-Rallye« im Rahmen des Ideenwettbewerbs der Kampagne »Runter vom Gas« verlieh das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung der Biker Union Anfang 2013 den ersten Preis.

Vom 20. bis 24. August wollen die Biker, wie alle zwei Jahre, wieder gemeinsam demonstrieren. Mit einer BU-Sternfahrt durch Deutschland nach Berlin kämpfen sie für mehr Sicherheit und ihre Rechte im Straßenverkehr.

Wer jetzt Lust bekommen hat auf ein engagiertes Biker-Leben, findet jeden dritten Mittwoch im Monat ab 19.30 Uhr Gleichgesinnte im Gasthof zum Elbdeich, Neuengammer Hausdeich 2. »Zu unserem Stammtisch ist jeder Motorradfahrer willkommen«, sagt "Kensy" Scheer.

Fotos: Madadi

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