Lieber nicht an die große Glocke hängen: AKW-Neubau in Pyhäjoki

Nicht viel weiter weg von Hamburg als Tschernobyl und genauso gefährlich: Am bottnischen Meerbusen, im finnischen Pyhäjoki ist der Bau eines Atomkraftwerks geplant. Bauträger ist Fennovoima, das AKW bauen soll Rosatom. Rosatom ist gleichzeitig mit 34 % Anteilen an Fennovoima beteiligt, nachdem es 2012 diese Anteile von EON übernommen hatte.

Gemäß ESPOO-Übereinkommen ist in diesen Tagen die Auslegungsphase der UVP-Unterlagen und die Öffentlichkeitsbeteiligung eingeleitet worden. Das zuständige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), das bereits am 27.09.2013 informiert worden war, bringt heute, am 21.03.2014, eine klitzekleine Notiz über das Verfahren: »Grenzüberschreitendes Verfahren zum Kernkraftwerksneubauvorhaben am Standort Pyhäjoki in der Republik Finnland« Für weitere Informationen verweist das BMUB an die Umweltministerien in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Zwar habe das BMUB die zuständigen Landesbehörden »in Anlehnung an die Regelungen des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) informiert«, aber bis auf die drei genannten Bundesländer scheint keines der Umweltministerium den Vorgang für so bedeutsam zu halten, dass es die Öffentlichkeit aktiv informieren würde. Nicht, dass unangenehme Nachrichten, wie damals beim Bekanntwerden der Hermes-Bürgschaften der Bundesregierung für diverse AKW-Neubauten (darunter auch Pyhäjoki) erneut die Doppelzüngigkeit der bundesdeutschen Polit-Elite ins Rampenlicht bringen, die zuhause den Atomausstieg beschlossen hat, aber rundherum weiter daran mitarbeitet, dass die Atomindustrie ihr Auskommen hat.

Auf den genannten Seiten kann man dann nur wenig ausführlicher nachlesen über das angeblich alternativlose Projekt. Geplant ist ein Druckwasserreaktor AES-2006 von Rosatom. Die offizielle Unterlage informiert:
»Bei dem Druckwasserreaktor AES-2006 von Rosatom, der für dieses Projekt geprüft wird, handelt es sich um ein modernes Kernkraftwerk der dritten Generation. Die AES-2006-Kraftwerke basieren auf der WWER-Technologie, die vor über 40 Jahren entwickelt wurde und seither eingesetzt wird und somit den Vorteil einer langjährigen Betriebserfahrung bietet.«

Karte Pyhäjoki - Hamburg - Tschernobyl
Bei einem schweren Unfall im AKW Pyhäjoki wäre auch Hamburg betroffen.
Etwas anders liest sich dieser Sachverhalt in der Mustereinwendung, die im Scoping-Verfahren von Aktivisten im letzten Herbst veröffentlicht wurde:
»Der von Rosatom geplante Reaktortyp VVER 1200 - MIR 1200 - AES-2006 ist bisher noch nirgendwo in Betrieb (einige Reaktoren befinden sich in Russland im Bau). Das bedeutet, dass bisher dieser Reaktortyp weder einem westeuropäischen Genehmigungsverfahren /UVP unterzogen noch von einer westeuropäischen Atomaufsichtsbehörde überprüft worden ist. Das Design dieses Reaktors muss den Anforderungen der finnischen Genehmigungsbehörden angepasst werden. Es muss daher genau dargestellt werden, welche Emissionen dieser Reaktor im Regelbetrieb hat, sowie das Gefahrenpotential und mögliche Emissionen im Katastrophenfall, insbesondere auch im Vergleich zu den ursprünglich geplanten Reaktortypen.
Seit der EIA 2008 haben sich in der EU die Sicherheitsauflagen wegen Fukushima verschärft. Es muss in der UVS dargestellt werden, wie diese erhöhten Sicherheitsauflagen erfüllt werden.
Wie ist es in diesem Zusammenhang möglich, dass Fennovoima plant bereits Ende 2013 den Vertrag für die Beschaffung des Kraftwerks zu unterzeichnen, wenn zu diesem Zeitpunkt noch keine Auflagen der atomrechtlichen Genehmigungsbehörde vorliegen?«

Schriftliche Stellungnahmen müssen bis zum 20.05.2014 beim finnischen Umweltministerium vorliegen. Die Adresse lautet:
Ministry of Environment
Ms Seija Rantakallio
PO-Box 35
FI -00023 Government
Finland

Stellungnahmen per E-Mail sind ebenfalls möglich. Sie sollen gesendet werden an: seija.rantakallio[at]ymparisto.fi

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