Mühlentag in Vierlanden: Dem Wind sei Dank

Bockwindmühle im Freilichtmuseum Rieck-Haus
Die einzige im Originalzustand erhaltene Bockwindmühle in Hamburgs Elbmarsch steht im Freilichtmuseum Rieck-Haus
Wäre der Wind nicht gewesen und hätten die Menschen seine Energie nicht schon vor Hunderten von Jahren zu nutzen gewusst -- die Vier- und Marschlande hätten sich wohl ganz anders entwickelt. Aber mit der Erfindung der windenergiebetriebenen Entwässerungsmühlen gelang es den Siedlern hier im abgedeichten Schwemmland des Elbtals, den fruchtbaren, aber viel zu nassen Marschenboden in nutzbares Ackerland zu verwandeln. Mitte des 16. Jahrhunderts begannen sie mit Mühlen, systematisch den Wasserspiegel in der Marsch abzusenken und zu kontrollieren. Zunächst waren diese Mühlen von Pferden angetrieben (»Russmühlen«) und mit Schaufelrädern ausgestattet. Sie wurden aber bald durch das holländische Modell ersetzt: Windbetrieben und mit archimedischer Schraube arbeitete es viel effizienter und sparte Pferde. In der Hochzeit dieser hölzernen Apparate standen Hunderte von ihnen entlang der abgedeichten Elben, der Bille und der Brookwetterung - bis der elektrische Strom übernahm. Seither verrichten elektrische Pumpen die Arbeit.

Archimedische Schraube zur Feldentwässerung (Rieck-Haus, Curslack)
Archimedische Schraube zur Feldentwässerung (Rieck-Haus, Curslack)
Heute existiert noch genau eine dieser historischen Bockwindmühlen der Vier- und Marschlande im Originalzustand. Sie arbeitete einst in Ochsenwerder und steht heute im Freilichtmuseum Rieck-Haus am Curslacker Deich. Am 21. Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag (9. Juni 2014) steht sie wieder im Mittelpunkt. Der »Freundeskreis Rieck Haus e. V.« und das »Museum für Bergedorf und die Vierlande« laden von 10 bis 17 Uhr ein, diese Mühle und ihre Geschichte näher zu betrachten. Ernst Korth vom Freundeskreis wird seinen großen Wissenschatz zur Geschichte der Mühlen und der Vier- und Marschlande mit seinen interessierten Zuhörern teilen. Begleitet wird der Mühlentag im Freilichtmuseum von einer Oldtimer-Show des TOCH (Traktoren Oldtimer Club Hamburg). Der Freundeskreis reicht Kaffee und Kuchen auf der Diele des Rieck-Hauses, welches natürlich auch an diesem Tag geöffnet hat.

Vier weitere historische Windmühlen sind im Bezirk Bergedorf zu bestaunen. Alle vier sind vom Typ Galerieholländer und wurden zum Mahlen von Korn genutzt. Das sind die Reitbrooker Mühle in Reitbrook, die Riepenburger Mühle in Kirchwerder, die Borghorster Mühle in Altengamme und die Bergedorfer Mühle in Bergedorf. Sie sind alle zugänglich und beherbergen heute neben erhaltener, historischer Technik auch einen Landhandel, Kunstgalerien, Cafés und Wohnungen.

Die kleine Bockwindmühle »Johanna« (unten) ist ein Nachbau der historischen Entwässerungsmühlen. Mit ihren 6 Metern Höhe verzierte sie 2013 die Bundesgartenschau in Wilhelmsburg und steht heute auf dem Kinderspielplatz in Moorfleet an der Tatenberger Schleuse. Der kräftige Wind im Elbtal, zwischenzeitlich arbeitlos gewesen, darf seit fast einem Vierteljahrhundert rund zwei Dutzend Windenergieanlagen in den Vier- und Marschlanden antreiben.

Die »Mühle Johanna« in Moorfleet
Die »Mühle Johanna« in Moorfleet


Trackbacks

Trackback-URL für diesen Eintrag

Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält die Trackback-URI zu diesem Eintrag. Sie können diese URI benutzen, um Ping- und Trackbacks von Ihrem eigenen Blog zu diesem Eintrag zu schicken. Um den Link zu kopieren, klicken Sie ihn mit der rechten Maustaste an und wählen "Verknüpfung kopieren" im Internet Explorer oder "Linkadresse kopieren" in Mozilla/Firefox.

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.