Das aktuell von der Hamburger Handelskammer vorgelegte Konzept „Leben und Arbeiten entlang der Bille-Achse“ sieht die Bebauung von 300 Hektar Grünland im Bezirk Bergedorf, westlich des Naturschutzgebietes "Boberger Niederung" bis nach Rothenburgsort vor, davon 140 Hektar Gewerbe- und Logistikfläche, wie der
NDR berichtet. 20.000 Menschen sollen zukünftig dort leben und arbeiten, wo heute ökologisch und klimatisch wichtige Räume liegen. Nach dem Konzept der Handelskammer würden diese Räume vernichtet, die laut einem
Gutachten von 2012 dazu beitragen, die durch die Klimaerwärmung zunehmende Hitze in der Innenstadt erträglicher zu halten. Eine weitere, großflächige Bebauung der Randlagen würde die Stadt in den nächsten Jahrzehnten noch mehr
ins Schwitzen bringen. Entsprechend sind Teile des von der Handelskammer begehrten Gebietes im Flächennutzungsplan als klimatisch "sehr wichtig" gekennzeichnet, die es mindestens zu erhalten, wenn nicht zu erweitern gilt.
Auch der BUND kritisiert das Konzept der Handelskammer: Es stelle Grundsätze der Hamburger Stadtplanung infrage, es ignoriere Naturschutz und Naherholung, es sei eine "Kampfansage an Bevölkerung und Senat". Dieses Konzept gehört nach Ansicht des BUND Hamburg direkt in den Reißwolf.
Diese Planung für den Hamburger Osten umfasst eine erhebliche Ausweitung von Gewerbegebieten und eine Wohnbebauung für 20.000 Menschen in einer bedeutenden „Grünachse“ der Hansestadt. Damit negiert die Kammer auch die Verantwortung für eines der wichtigsten Naturschutzgebiete Hamburgs, die Boberger Niederung. Ginge es nach diesem Konzept, würde die Gewerbe- und Wohnbebauung direkt an das wertvolle Schutzgebiet heranführen. Dies würde unweigerlich den Nutzungsdruck auf das Gebiet erhöhen und den Austausch von Flora und Fauna mit dem Umfeld deutlich erschweren, so der BUND in seiner Kritik weiter.
Der BUND sieht die Planung der Handelskammer als Kampfansage an den neuen rot-grünen Senat. In dessen Koalitionsvertrag ist eindeutig geregelt, dass eine Bebauung in Pufferzonen von Naturschutzgebieten ebenso tabu ist wie die Versiegelung von Landschaftsachsen und den „Grünen Ringen“ Hamburgs.
„Mit ihrem Konzept stellt sich die Handelskammer gegen das seit fast hundert Jahren bewährte ‚Grünachsenmodell‘, die Grundlage der Hamburger Stadtplanung“, wirft Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND, der Kammer vor. Dem damaligen Oberbaudirektor Fritz Schumacher sei es zu verdanken, dass Hamburg trotz des hohen Bebauungsdrucks noch immer über ein grünes Grundgerüst für Naturschutz und Naherholung verfüge.
„Die Handelskammer kümmert sich mal wieder nicht um den Rest der Welt. Ihr geht es nur darum, Politik und Bevölkerung mit aberwitzigen Vorschlägen zu provozieren. Dies ist nicht nur eine Kampfansage an den Naturschutz sondern untergräbt die politischen Vereinbarungen in dieser Stadt“, so Braasch.