Artikel mit Tag umweltverschmutzung

Fukushima! Einladung zum Fotovortrag von Alexander Neureuter

Mutter mit Kind in FukushimaTrotz immer neuer Vorfälle gerät die Atomkatastrophe in Fukushima langsam, aber sicher in Vergessenheit. Es verbreitet sich der trügerische Eindruck, dass alles nur halb so schlimm war und sich das leben der betroffenen Menschen wieder weitgehend normalisiert hat. Doch ist das wirklich der Fall?

Der BUND Geesthacht hat den Fotojournalisten Alexander Neureuter eingeladen, von seiner Recherche über die Situation in Fukushima zu berichten. Neureuter hat Japan im vergangenen Sommer bereist und steht weiter in Kontakt mit den Menschen, die er dort getroffen hat.

Mit dem Einverständnis der SPD, der CDU, dem Bürgervorsteher Sam Bauer und dem Bürgermeister Manow konnte der BUND Geesthacht den Ratsaal für diesen die Menschheit so sehr betreffenden Vortrag zu bekommen. »Finanziell werden wir unterstützt von der BI Leukämie, mental des weiteren von der Elterninitiative Geesthacht.«, freut sich Bettina Boll, die sich seit Jahrzehnten gegen die Gefahren der Atomenergie einsetzt.

Nachdem er Ende Mai in Bergedorf, kurz nach dem Uran-Frachter-Brand im Hamburger Hafen, unter dem Motto »Was wäre, wenn...?« von Tschernobyl und ähnlichen Katastrophen berichtet hatte, wird Neureuter in Geesthacht nun über die Lage in Japan berichten. Anhand von 40 unterschiedlichen Einzelschicksalen erzählt er, welche tief greifenden und unumkehrbaren Veränderungen der Atomunfall in Fukushima für jeden Betroffenen, so auch für die 300.000 Kinder der Präfektur Fukushima, gebracht hat.

Neureuter zeigt die Herausforderungen und Schwierigkeiten im alltäglichen Leben, berichtet über Verzweiflung und Hoffnung und wird Zeuge des selbstlosen Engagements vieler Menschen. Und er beschreibt die Skrupellosigkeit eines alteingesessenen Systems von Ärzten, Beamten, Politikern, Medien, organisierter Kriminalität und Industrieunternehmen.

So entsteht ein eindrucksvolles Kaleidoskop über das Leben in Fukushima und über die vielen Auswirkungen der Atomkatastrophe auf die japanische Gesellschaft. Mit Fakten und Berichten aus erster hand widmet sich dieser Vortrag der Frage, ab welchem Punkt die Risiken einer Technik gesellschaftlich, wirtschaftlich und ethisch untragbar werden.

Fukushima 360°
Das atomgespaltene Leben der Opfer von Hiroshima und Fukushima

Ein Vortrag mit Fotopräsentation des Umweltjournalisten Alexander Neureuter
Ratssaal Geesthacht, Am Markt 1
26. September 2013, 19 Uhr

Website von Alexander Neureuter:
www.neureuters.de
Ein Vorgeschmack auf den Vortrag:
Fukushima - der Nebel des Schweigens über dem Land der aufgehenden Sonne

Neue Löcher in Niedersachsen bohren [Update]

Acker/Gasbohrplatz in Niedersachsen
Die Gerste durfte noch wachsen, dann wurde aus dem Acker eine Industrielandschaft: Bei Odeweg (Lk. Verden/Aller) im Juli 2013 und sechs Wochen später.
Wie erst vor Kurzem bekannt wurde, sollen schon bald noch mehr Löcher in den niedersächsischen Untergrund gebohrt werden. In Odeweg, Landkreis Verden/Aller, lässt die RWE Dea seit wenigen Tagen einen neuen Betriebsplatz herrichten und im Bewillligungsfeld »Volkensen« bei Sothel, Landkreis Rotenburg/Wümme, soll es nach dem Willen der prd energy GmbH auch bald losgehen: In Odeweg soll die horizontal abgelenkte Bohrung »Weißenmoor Z2« bis 5000 Meter niedergebracht, bei Sothel das ehemals aufgelassene Ölfeld »Volkensen« in rund 2000 Metern Tiefe über einen Sammelbohrplatz mit vier, ebenfalls abgelenkten Bohrungen weiter erschlossen werden.

Bewilligungsfeld Volkensen bei Sothel, Landkreis Rotenburg/Wümme
Horizontalbohrung bedeutet kein Fracking (prd)Die prd energy GmbH informierte Ende August bei einer Bürger-Informationsveranstaltung. Eine Sammelbohrung mit vier abgelenkten Bohrungen (»multipad«) auf einem umweltfreundlich konstruierten Betriebsplatz ist hier bei Sothel vorgesehen (Details [PDF, 1,9 MB]). Um der bekannten Angst der Bevölkerung vor Fracking von vornherein zu begegnen, gab die Firma bei der Veranstaltung an, dass Fracking nicht geplant sei. Sie begründete das mit dem einfachen Merksatz: »Horizontalbohrung bedeutet kein Fracking«

Bereits 2011 hatte die Firma die Bewilligung erhalten, die sie zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen im Gebiet Volkensen berechtigt. Eigentlich hat die Firma die Zulassung der Bohrung für das vierte Quartal 2013 erwartet. Doch möglicherweise könnte sich der Beginn des Projektes verzögern. Wie prd auf Nachfrage mitteilte, feilt die Firma zurzeit noch zusammen mit der Genehmigungsbehörde am Wortlaut der zu stellenden Zulassungsanträge. Ein Mitarbeiter der Firma schüttelte den Kopf: »Das LBEG verlangt da zum Teil Dinge, da fragt man sich schon, auf welcher Rechtsgrundlage das basiert.« In ein bis zwei Wochen sollen die Anträge dann zur Zulassung eingereicht werden und der Kreis Rotenburg/W., der Landrat und die betroffenen Gemeinden im großen Beteiligungsverfahren an den notwendigen Zulassungen mitwirken, wie Anja Scholz, mit dem Projekt Volkensen betraute Mitarbeiterin der prd in Berlin, berichtete. Ob die nötigen Zulassungen dann noch in diesem Jahr erwartet werden können, vermochte Frau Scholz nicht zu sagen. »Das liegt allein in der Hand der deutschen Behörden. Klar ist, dass wir nur mit den entsprechenden Genehmigungen mit den Arbeiten beginnen werden.«, sagte sie dem VIERLAENDER.

Update: Das verfahrensführende Landesbergamt (LBEG) hat nun auch geantwortet:
»Für das Gebiet des aktuellen Bewilligungsfeldes Volkensen wurde der prd Energy GmbH keine Aufsuchungserlaubnis erteilt. Die prd Energy GmbH beabsichtigt, die Erdölförderung aus einer bereits bekannten Erdöllagerstätte aufzunehmen. Daher konnte das Unternehmen die Erdöllagerstätte nach Lage und Tiefe in einem Lageriss ohne Aufsuchungstätigkeiten genau angeben. Üblicherweise sind Aufsuchungstätigkeiten notwendig, um diese Angaben zu ermitteln. In diesem Fall konnte eine Bewilligung zur Gewinnung von Kohlenwasserstoffen auch ohne vorlaufende Aufsuchungserlaubnis erteilt werden, da Versagungsgründe nach §§ 11 und 12 des Bundesberggesetzes (BbergG) nicht gegeben waren. Die Bewilligung "Volkensen" wurde mit Datum vom 25.10.2011 für den Zeitraum vom 01.11.2011 bis zum 31.10.2014 erteilt.« (Andreas Beuge, Sprecher des LBEG, am 13.09.2013; meine Hervorhebung)

So bleibt z.B. offen, ob und wie die Gewinnbarkeit des vermuteten Erdöl aus der Lagerstätte nachgewiesen wurde. Offen bleibt auch, wie die erforderliche Prüfung des Bewilligungsantrages hinsichtlich möglicher Versagensgründe, z.B. aus hinsichtlich Gewässer- und Naturschutz oder auch vorhandener Altlasten wie der Bohrschlammgrube bei Sothel, stattgefunden hat. Unklar ist weiterhin, ob alle zu beteiligenden Behörden wie z.B. die betroffenen Gemeinden angemessen zu Wort kommen konnten.

Herr Beuge bestätigt, dass für die Bohrung noch kein Antrag auf Betriebsplanzulassung vorliege: »Derzeit liegt dem LBEG noch kein prüffähiger Betriebsplanantrag für die Wiedererschließungsbohrungen Volkensen 9 vor, deshalb kann die Frage nach einem möglichen Zulassungszeitpunkt nicht beantwortet werden.«

Bohrung »Weißenmoor Z2« bei Odeweg, Landkreis Verden/Aller
Wesentlich weiter ist man da einige Kilometer weiter südlich, im Gasfeld »Nordhannover«, in dem die Pools Bötersen, Hemsbünde und Weißenmoor zusammengefasst sind. Hier will die RWE Dea gut einen Kilometer südlich der existierenden Förderbohrung »Weißenmoor Z1« die Bohrung »Weißenmoor Z2« niederbringen. Planmäßig soll diese Bohrung im 2. Quartal 2014 getestet werden und in Betrieb gehen. Im Mai hatte die Firma in einer Bürgerinformationsveranstaltung über dieses Vorhaben informiert [PDF]. Ob auch diese neue Bohrung "gefrackt" werden soll wie die bestehende Nachbarbohrung (mind. 2 Fracs am 1. Mai 2008 und am 1. April 2010 [PDF]) und ob es Interferenzen mit der nahegelegenen Verpressbohrung Wittorf Z1 oder dem nahegelegenen Wasserschutzgebiet geben könnte, ist nicht bekannt.

Es folgen einige aktuelle Aufnahmen von zukünftigen Betriebsplatz »Weißenmoor Z2«:

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Wie eine Hydra: CCS - Einwendungsfrist endet am Freitag

Aerial of Sleipner oil and CCS platform
Sleipner-Ölfeld und CCS-Verpressung (Foto Bair175)
Neue Bedrohungen durch CCS - Bürgerinitiative veröffentlicht EILIGE Mustereinwendung

Eben erst hat Schleswig-Holstein ein klares Nein zur gefährlichen Endlagerung von verpresstem Kohlendioxid in der Landesgesetzgebung beschlossen und der CCS-Hydra einen ihrer vielen Köpfe abgeschlagen. Doch schon wächst der nächste Kopf nach, denn jetzt kommt die EU und konterkariert den Kieler Schritt: Schon im kommenden Herbst will Nägel mit Köpfen machen, wie klimaretter.info schreibt: "Saubere" Kohle mit CCS soll auf Jahrzehnte als Energiestrategie festgeschrieben werden. Zehntausende Kilometer Pipelines sollen Europa durchziehen, um das CO2 aus den Kohlekraftwerken in die Erde und unter das Meer zu verpressen. Hunderte Milliarden Euro würden in ein System fließen, das der Energiewende völlig entgegenläuft...

Sogar der Einsatz von Kohlendioxid als Frackingmittel zur Ausbeutung von Restgas- und -Ölvorkommen wird als Verwendungsmöglichkeit für das Treibhausgas Nummer 1 angepriesen – offiziell heißt das dann Enhanced Gas Recovery [1] (EGR) und Enhanced Oil Recovery [2] (EOR).
Und das, obwohl die Verbrennung des dabei geförderten Erdgases und Erdöls unmittelbar den Treibhauseffekt verstärkt. Für jede Tonne verpresstes Kohlendioxid werden beim Verbrennen des gewonnenen Erdgases wieder 1,2 Tonnen CO2 in die Luft geblasen – vom Methan, das bei der Förderung entweicht, ganz zu schweigen."

Doch auch schon ohne den europäischen CCS-Infrastrukturplan droht dem Norden Gefahr durch das Gas. In der dänischen Nordsee, westlich von 6° 15' Ost, sollen demnächst Konzessionen für Öl- und Gasförderung und zur Injektion von CO2 vergeben werden. Würde hier CCS unter den Meeresboden gebracht, wäre Schleswig-Holstein unmittelbar gefährdet. Die Bürgerinitative »Kein CO2 in die Nordsee« hat daher eine Mustereinwendung veröffentlicht, die jeder, auch diejenigen, die nicht direkte Anwohner sind, verwenden kann, um seine Einwände gegen das Vorhaben bei den zuständigen Behörden kundzutun.

Die Einwendung kann hier heruntergeladen werden:
HTTP://WWW.KEIN-CO2-ENDLAGER.DE/DOWNLOADS/EINWENDUNG-DK-09-09-13-AUSFUELLB.PDF

Aufgrund der kurzen Einwendungsfrist muss eine schriftliche Einwendung bis
SPÄTESTENS BIS ZUM FREITAG, dem 13.09.2013, AN DANISH ENERGY AGENCY /
ENERGIKLAGENAEVNET/FREDERIKSBORGGADE 15/ 1360 KOPENHAGEN K VERSCHICKT WERDEN!

Schlachthof Wietze: Der Wahnsinn muss ein Ende haben

Menschenkette, Schlachthof Wietze
Eine massive Menschenkette umzingelt Wietze. Foto: Hartmut Warm
Am vergangenen Samstag haben gut und gerne 7000 Menschen Europas größten Geflügelschlachthof im niedersächsischen Wietze »umzingelt«. Ein Zeichen zu setzen gegen Massentierhaltung und -schlachtung und gegen Gleichgültigkeit und blinden Konsum und gegen den Frevel an Kreatur und Natur, hatten eine Vielzahl von Verbänden und Initiativen aufgerufen. Andrea Madadi von der Initiative Gentechnikfreie Metropolregion war dabei und berichtet:

Die Initiative Gentechnikfreie Metropolregion hat gemeinsam mit dem BUND Pinneberg zwei Busse nach Wietze organisiert. Unsere liebe Kollegin Sybille Mahler, die am 1. August plötzlich verstorben ist, hatte die Organisation angeschoben. In ihrem Sinne hat Hartmut Warm den Weg nach Wietze weitergeführt. Mitgefahren für die INI sind diesmal Annelotte und Wiebke Pusback, Hartmut Warm, Thomas Schönberger, Andrea Madadi. Durch Sybilles Anregung entstand das Vorstellen und Vernetzen der an der Busfahrt teilnehmenden Initiativen und Privatpersonen. Wir danken Sybille herzlich für alles – sie wird unvergessen sein.

Ich sitze neben Heike. Sie gehört keiner Initiative an. Sie unterstützt viele Organisationen, besonders Veganer. Wir stellen uns vor. Andrea, Demeter Gärtnerei Sannmann und ehrenamtlich engagiertes Mitglied der Initiative für eine gentechnikfreie Metropolregion Hamburg. Beide packen wir die schweren Flyer aus unseren Rucksäcken – und überlegen, wann wir sie am besten verteilen. Wir hoffen auf ein großes Publikum für unsere Anliegen – ohne Fleisch aus Massentierhaltung zu leben und sich für eine gentechnikfreie Zukunft einzusetzen.

In beiden Bussen auf dem Weg von Hamburg nach Wietze sitzen 80 Menschen. Gemeinsam wollen wir Europas größten Hühnerschlachthof umzingeln. Aus Protest gegen eine verfehlte Agrarpolitik. Der Schlachthof Wietze ist hierfür zum Symbol geworden für viele Menschen und viele verschiedene Organisationen. Keine Gegensätze mehr – nur noch eine Marschrichtung: Allen Menschen wie Verbrauchern, Politikern, Landwirten und Industriellen ins Gewissen zu reden, um den Wahnsinn zu beenden.

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Grapenmühlen: Fragen und Antworten zur Giftwasserverklappung in der Bohrung Wittorf Z1

Verpressbohrung Wittorf Z1, ausgekoffertes Areal
Wittorf Z1: Ausgelaufende Giftbrühe (Ende Mai 2013) verstärkt die Zweifel an der Zulässigkeit der Verpressung von Abwässern aus der Gasförderung.
Die Verpressbohrung Wittorf Z1 bei Grapenmühlen, Stadt Visselhövede, Landkreis Rotenburg/Wümme, ist eine der prominentesten der rund 40 Bohrungen, in denen die Gas- und Ölindustrie ihre giftigen Abwässer verklappt. Der letzte gravierende »Zwischenfall« an dieser Bohrung Ende Mai des Jahres hat die Öffentlichkeit erneut aufgeschreckt.

Viele Fragen zu Wittorf im Speziellen und zur Entsorgungspraxis im Allgemeinen wurden daraufhin gestellt und früher oder später auch beantwortet. Dass das zuständige Landesbergamt die Entsorgung von giftigem Lagerstättenwasser aus der Erdgasförderung ins Erdreich neu bewerten will und dass die technisch durchaus mögliche Reinigung des Abwassers nicht Stand der Technik sei, fand Johannes Heeg von der Wümme-Zeitung heraus. Jürgen Schulz vom Sprecherrat der Initiative »Kein Fracking in der Heide« ermittelte unter anderem das Ausmaß der Verpresserei in Wittorf Z1.

Frühere Produktionsbohrung für Erdgas, jetzt Verpressstelle für Abwässer aus der Gasproduktion: Wittorf Z1 (Quelle: LBEG)
Frühere Produktionsbohrung für Erdgas, jetzt Verpressstelle für Abwässer aus der Gasproduktion: Wittorf Z1 (Quelle: LBEG)
Von 667.468 Kubikmetern verpressten Abwassers ist da die Rede, das bis Ende 2012 in dieser Bohrung verklappt wurde. Ein Ende der Verpressung oder eine Höchstmenge sei nicht festgelegt, berichtet Schulz. Derek Mösche, Pressesprecher der Betreiberin RWE Dea, teilte am 13. Mai 2013 mit: »Kumulativ sind durch die Wittorf Z1 bis zum 31.03.2013 672.422,6 m³ Lagerstättenwasser in den Kalkarenit eingebracht worden.« Bei diesen Größenordnungen spielt es keine Rolle, wenn das LBEG einen etwas älteren Stand kommuniziert.

Wo das LBEG aber gar nicht auf Stand ist, ist die jährlich zugelassene Verpressmenge. Dazu berichtet Mösche, ebenfalls am 13.05.2013: »Das jährlich zugelassene Einpressvolumen von 40.000 m³ wurde am 22.01.2002 nach Prüfung gem. §§55 und 56 des Bundesberggesetzes - BBergG und unter Beteiligung des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung (NLfB) mit dem Aktenzeichen 30/01/II-Prie-6145 B Erdgas als Sonderbetriebsplan durch das LBEG zugelassen. Die Erfassung der Versenkmengen erfolgt über eine Betriebsmessung, die täglich protokolliert und in einen Tagesbericht (IBIS) übertragen wird. Außerdem finden Befahrungen durch die Aufsichtsbehörde LBEG statt. Die DNV Zertifizierungs und Umweltgutachter GmbH hat im Rahmen eines externen Audits außerdem bescheinigt, dass die internationalen Standards OHSAS 18001, DIN EN ISO 14001 und DIN EN ISO 9001 eingehalten werden.«

Betrachtet man die Mengen, die in den Jahren 2011 und 2012 laut LBEG in Wittorf verklappt wurden, dann möchte man gleich nachfragen, wie verbindlich die festgeschriebene Maximalmenge von 40.000 m³/Jahr gemeint ist, denn in beiden Jahren wurde diese Menge um mehrere Tausend Kubikmeter überschritten.

Im Lichte dieser Ungenauigkeit sind andere Aussagen und Zusicherungen von Betreibern und Behörden alles andere als vertrauenerweckend. »Wie aus geologischer und bergbaulicher Erkundung bekannt und durch unabhängige Gutachten bestätigt, sind die oberflächennahen Grundwasserleiter von den in einer Tiefe zwischen 1.000 und 1.500 Meter liegenden aufnehmenden Schichten durch mehrere hundert Meter mächtige Tertiäre Tone und Tonmergelschichten voneinander getrennt. Diese dichten und undurchlässigen Tonschichten bilden eine hydraulische Barriere, die einen Austausch von Wässern zwischen den Horizonten verhindert.« (Mösche, RWE Dea, 13.05.2013) Zwischen Verpresstiefe von knapp 1000 Metern und der Sohle des Trinkwassergewinnungsgebietes »Rotenburger Rinne« liegen grade mal rund 600 Meter Gestein, das von Störungen durchzogen ist und auch schon einige Male von Erdbeben geschüttelt wurde.

Äußerst besorgniserregend finden das Wasserversorger und Anwohner. Sie kennen die zwei Bohrungen Wittorf Z1, Ende der 1970er nahe einer Bruchzone und direkt im Quellgebiet des Grapenmühlenbachs abgeteuft, ganz genau. Die erste Bohrung war in erheblicher Tiefe fehlgeschlagen, wobei ein Teil des Bohrgestänges im Untergrund verbleiben musste. Die zweite, heute als Verpressstelle dienende Bohrung dicht daneben stieß in rund 2000 Metern Tiefe auf ein Solevorkommen: Die 80° C heiße Sole schoss unkontrolliert aus dem Bohrloch heraus. Aufgrund des hohen Schwefelgehaltes im Untergrund war die Bohrmannschaft mit Schwefelschutzausrüstung ausgestattet, der Bohrmeister hatte einen gasdichten Container »und machte sich große Sorgen wegen eines möglichen Schwefelgasausbruches«, wie ein Zeitzeuge berichtete.

Diese Bohrung war aber nur wenige Monate produktiv. Ein neuer Bohrturm wurde errichtet und es wurde weitergebohrt, dann auch in horizontaler Ablenkung in südlicher Richtung. In dieser Horizontalbohrung wurde gefrackt, »mit frisch aus USA importierten Pumpen, die über 1000 bar erreichen konnten. Der Frackingvorgang, dem man heute kritisch gegenübersteht, war damals nur imponierend.«, wie ein Anwohner berichtet. Wann die Erdgasproduktion hier aufhörte, ist nicht bekannt. 1994, als mehr Raum für die unterirdische Verklappung der flüssigen Abfälle aus der wachsenden Gasförderung benötigt wurde, wurde Wittorf Z1 teilverfüllt und 1995 zur Versenkbohrung umgewidmet. Die bisher verpresste Menge ist nun bekannt; unbekannt ist das Verhalten der Brühe im Untergrund - eine Zeitbombe, wie viele fürchten. In den Bächen in und um Wittorf blubbert es derweil, Ursache unbekannt.


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Wassermangel: Tideelbe in Atemnot

Tote Fische in sauerstoffarmem Gewässer
Wenn das Flusswasser zu wenig Sauerstoff enthält, stirbt das Leben darin. (Symbolfoto: soebe)
Hohe Temperaturen, viel Biomasse und wenig Wasser von oben führen zu bedrohlichem Sauerstoffmangel in der unteren Tideelbe und im Hamburger Hafen. Die vertiefte Fahrrinne verstärkt das Problem, sagt das Bündnis Tideelbe (BUND, NABU und WWF) und fordert: Weitere Vertiefung der Tideelbe nicht genehmigungsfähig! Dass der Sauerstoffmangel hauptsächlich vom zu geringen Zufluss von Oberwasser bedingt ist, meint das Bündnis »Rettet die Elbe« e.V. und fordert, den Zufluss von Oberwasser nicht zu stark zu drosseln, um den Sauerstoffgehalt des Hafenwassers in vitalen Grenzen zu halten.

Das Aktionsbündnis “Lebendige Tideelbe“, zu der sich BUND, NABU und WWF zusammengeschlossen haben, warnt vor einer weiteren Destabilisierung des Gewässersystems: »Innerhalb von nur wenigen Tagen rutschte der Sauerstoffgehalt der Tideelbe (Station Seemanshöft, WGMN) von mehr als 6 mg/l auf unter 3 mg. Bereits Sauerstoffverhältnisse unter 4 mg pro Liter wirken sich negativ auf Fische aus – sie bekommen schlichtweg keine Luft mehr.

Hohe Nährstoffeinträge im Zusammenspiel mit sommerlichen Temperaturen verstärken derzeit das Problem, das seit der letzten Elbvertiefung 1999 fast jährlich zu beobachten ist. Regelmäßig werden unterhalb des Hamburger Hafens in den Sommermonaten Sauerstofflöcher gemessen, die vor allem die Fischfauna schädigen. Das Bündnis rechnet damit, dass die Sauerstoffwerte in den nächsten Tagen noch weiter sinken. „Die nächste Elbvertiefung würde mit schwerwiegenden Veränderungen des Gewässers einhergehen und das Sauerstoffproblem zusätzlich verstärken. Dies ist mit den Vorgaben des Europäischen Wasserrechts nicht vereinbar“, so Manfred Braasch vom BUND.

Die Klage des Aktionsbündnisses gegen die Elbvertiefung ist derzeit beim Bundesverwaltungsgericht anhängig. Wegen der Vorlage grundsätzlicher europäischer Wasserrechtsfragen im parallelen Weserverfahren durch das Bundesverwaltungsgericht beim Europäischen Gerichtshof rechnet das Aktionsbündnis damit, dass sich auch die Entscheidung bezüglich der Elbvertiefung weiter verzögern wird.«

Update 28.07.2013:
Gegen die Elbvertiefung gibt es viele Argumente und Besorgnisse, für die Elbvertiefung sprechen wirtschaftliche Argumente. Für den akuten Sauerstoffmangel gibt es aber noch einen ganz anderen Grund als bisherige und zukünftige Vertiefungen der Fahrrinne: Die Tatsache, dass jetzt im Sommer zu wenig Wasser den Fluss hinab fließt, weil die Oberlieger zu viel Wasser für sich behalten. Dies erklärt der Förderkreis »Rettet die Elbe« eV in seiner Pressemitteilung von gestern und tritt gleichzeitig (Achtung! Satire!) für die nächste Elbvertiefung ein:

»*Die Oberlieger müssen Wasser spenden! Das Sauerstoffloch darf dem Hafen nicht schaden*

Endlich einmal floss in diesem Jahr reichlich Wasser durch die Elbe, so dass der Hafen gründlich durchgespült wurde. In der Oberelbe konnten die Algen sich nicht entfalten, im Hafen konnte keine “Sekundärverschmutzung“ auftreten, und belastete Sedimente mussten nicht gebaggert werden, sondern die Elbe transportierte sie kostenlos in die Nordsee.

Doch nun drehen die Oberlieger den Hahn wieder zu. Nur noch 500 Kubikmeter pro Sekunde strömen in den Hafen statt 1.000, wie noch vor zwei Wochen. Im trägen Fluss wuchern Algen, die im Hafen absterben, und dann unter Verbrauch von Sauerstoff zersetzt werden. Die Sauerstoffkonzentration im Hafen ist unter die kritische Grenze von 3 Milligramm pro Liter gefallen.

Wenn die Bundesverwaltungsrichter in Leipzig der verantwortungslosen Propaganda der sogenannten Umweltschützer erliegen, könnten sie das Sauerstoffloch als verbotene Verschlechterung der Gewässerqualität betrachten und deswegen die Elbvertiefung verbieten. Doch die Elbvertiefung ist eine Überlebensfrage unser aller Wirtschaft. Herr Bürgermeister Scholz, nun müssen Sie das Sauerstoffloch zur Chefsache machen! Stoßen Sie ihren Kollegen in den neuen Bundesländern und Tschechien Bescheid, dass der Hafen und sein guter ökologischer Ruf im gemeinsamen Interesse, ja der Verantwortung aller liegen.

Öffnet die Schleusen!
Hoch das Wasser!«

Detaillierte Ergebnisse zum Sauerstoffgehalt im Hamburger Hafen sind hier zum Download [PDF].

Fotoausstellung: »Was wäre wenn...«

A.Neureuter: Brokdorf; z. Ausstellung »Was wäre wenn«Die LoLa und die Bügerini AKWnee Bergedorf haben die Ausstellung »Was wäre wenn« in die LoLa nach Bergedorf geholt. Gezeigt werden Aufnahmen des Foto- und Umweltjournalisten Alexander Neureuter - Fotos vom AKW Brokdorf, vom AKW Tschernobyl oder besser, was davon übrig blieb, Fotos von Landschaften, die in der einen oder anderen Weise von diesen Atomanlagen beherrscht werden. Fotos, die die trügerische Sicherheit der strahlend weißen Kuppel von Brokdorf in einer scheinbar heilen Deichlandschaft mit Schafen zeigen, stehen Fotos gegenüber, die das Desaster von Tschernobyl vor 25 Jahren hautnah spüren lassen.

Dass atomares Unglück und Vernichtung nicht nur durch Atomkraftwerken passieren könnten, was wäre, wenn bei uns etwas passiert wie in Tschernobyl, erklärt Jörn Bruns von AKWnee Bergedorf: »Aktuelle Geschehen zeigen, dass es neben einem Super GAU auch kommen könnte durch einen Brand wie am 1. Mai im Hamburger Hafen, als ein Frachter in Flammen stand, auf dem Uranhexafluorid irrsinnigerweise zusammen mit explosiven Stoffen transportiert wurde, oder durch einen Unfall beim Transport von MOX-Elementen mit genug Plutonium für 25 Nagasaki-Atombomben durch Hamburg. Hamburg und Umgebung könnten unbewohnbar sein. Fotos aus der Todeszone um Tschernobyl, gegenüber gestellt zu Fotos aus der Umgebung von Brokdorf, zeigen uns, was uns dann erwarten würde. Sehr beeindruckend!
Immer an diese Gefahr zu denken macht uns sicher krank - sich das hin und wieder zu vergegenwärtigen macht aber Sinn und stärkt uns im Widerstand!«

Begleitend zur Ausstellung hat die BI AKWnee Bergedorf zwei Veranstaltungen vorbereitet:

Infoveranstaltung von der BI AKWnee heute, Donnerstag, am 23.5. um 19:30 in der LOLA

Hauptveranstaltung zu der Ausstellung am 2. Juni 2013
Alexander Neureuter, der Fotograf der Ausstellung, eben zurück aus Fukushima, berichtet mit Fotos von seinen Eindrücken. Er soll das sehr spannend machen, also kommt vorbei, es wird sich lohnen. Besonders Schulklassen ab 9tem Jahrgang sind herzlich eingeladen.

Mehr Info auf der LoLa-Website